Afrika steckt mitten in der zweiten Welle. Das Coronavirus grassiert besonders im Süden des Kontinents wie noch nie. Südafrika ist für über 40 Prozent aller Fälle verantwortlich. Doch auch in Namibia oder Simbabwe zeigen die Kurven steil nach oben.
Mangel an Sauerstoff
Die Gesundheitssysteme seien überfordert, erklärte John Nkengasong, Direktor des «Center for Disease Control» der Afrikanischen Union vor den Medien. «Die Sterberate ist unterdessen besorgniserregend», so Nkengasong.
Als Hauptgrund sieht er einen Mangel an Sauerstoff. «Wir brauchen mehr Zugang zu Sauerstoff auf dem ganzen Kontinent, das ist ein riesiges Bedürfnis.»
Sterberate höher als weltweit
Der mangelnde Sauerstoff für die Behandlung von Patienten manifestiert sich in der Sterberate. Weltweit sterben 2.2 Prozent aller mit Covid-19 diagnostizierten Menschen an der Krankheit. In Afrika sind es unterdessen 2.5 Prozent. Besonders hoch ist die Sterberate im Sudan mit 6 Prozent, aber auch in Liberia (4.4 Prozent) und Mali (4 Prozent).
Dass man in Afrika nicht am Coronavirus sterbe, wurde zwar oft kolportiert, stimmt aber offensichtlich nicht.
Neue Virus-Variante nicht schuld
Dass neue Varianten des Virus für den Anstieg der Sterberate verantwortlich sein könnten, glaubt Nkengasong nicht. «Die zweite Welle kommt mit voller Wucht, 70 Prozent der Länder des Kontinents sind betroffen.» Die Gesundheitssysteme in vielen Staaten seien bereits zuvor angeschlagen gewesen.
Trotz der hohen Sterberate: In absoluten Zahlen sind in Afrika relativ wenig Menschen am Coronavirus gestorben, nach offiziellen Angaben bisher 81’000. Das sind weniger als etwa in Italien (83’000).
Doch das Virus wird Afrika wohl noch länger plagen, denn geimpft wird vorerst nicht. Kaum ein Land konnte sich leisten, frühzeitig Impfstoff zu bestellen. Die Afrikanische Union sagt, sie erwarte erste Lieferungen im April.