In den Strassen Shanghais tragen heute auffallend viele Menschen Gesichtsmasken. So etwa ein Mann Mitte 20, der am Strassenrand auf ein Taxi wartet. Ernsthafte Sorgen mache er sich aber keine, sagt er: «Häufig Händewaschen und auf die eigene Gesundheit achten. Ich glaube, man kann sich gut vor dieser Krankheit schützen.»
Ähnlich sieht das auch eine Frau, Ende 30. Auch sie ist auf dem Nachhauseweg. «In Shanghai mache ich mir keine grossen Sorgen, aber klar, ich würde jetzt nicht nach Wuhan fliegen.»
In Wuhan in Zentralchina wurde das neue Coronavirus zuerst entdeckt. Die Spur führte zu einem Fisch- und Meeresfrüchte-Markt in der Stadt, der inzwischen geschlossen ist. Heute meldeten die Gesundheitsbehörden den sechsten Todesfall. In Wuhan sollen sich zudem mehrere Spitalangestellte mit dem Virus angesteckt haben.
Der bekannte chinesische Lungenexperte Zhong Nanshan, sagte am Dienstag im staatlichen chinesischen Fernsehen: «Es ist bestätigt, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Zwei Menschen in der Provinz Guangdong wurden von einer Person angesteckt, die zuvor in Wuhan war.»
Aus Fehlern der Sars-Epidemie gelernt
Zhong Nanshan und sein Team wurden von der chinesischen Gesundheitsbehörde beauftragt, das Virus zu untersuchen. Einen ähnlichen Ausbruch wie bei der Lungenkrankheit Sars erwartet Zhong nicht. Innerhalb von nur zwei Wochen habe man das Virus identifiziert und überwache die Situation nun genau.
Beim Sars-Ausbruch vor siebzehn Jahren wurde den chinesischen Behörden vorgeworfen, die Seuche lange verheimlicht zu haben. Weltweit steckten sich damals mehrere Tausend Menschen an, rund 800 Menschen starben. Doch: Die chinesischen Behörden haben seither dazugelernt. Auch die Medien kommunizieren offensiv.
In den Hauptnachrichten im chinesischen Fernsehen zitiert die Sprecherin den chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Die Sicherheit und die Gesundheit der Bevölkerung habe erste Priorität. Die Behörden müssten jeweils rasch informieren.
Die Botschaft ist klar: Die Regierung nimmt die Situation ernst. In China beginnen in wenigen Tagen die Neujahrsferien. Hunderte Millionen Chinesinnen und Chinesen sind derzeit unterwegs. Die meisten reisen in China selbst, mehrere Millionen reisen aber auch ins Ausland. Es besteht die Befürchtung, dass sich das Virus nun noch weiter ausbreitet.