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Coronavirus: USA haben weltweit die meisten Infizierten
Aus 10 vor 10 vom 27.03.2020.
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Coronavirus in den USA Trumps Traum von vollen Kirchen an Ostern

Wie so viele andere Länder registrieren die USA derzeit täglich einen sprunghaften Anstieg der Corona-Erkrankungen. Gemäss Angaben der Johns- Hopkins-Universität hat sich die Zahl der positiv Getesteten in den letzten fünf Tagen von gut 53’000 auf 104’000 fast verdoppelt. Kein anderes Land hat derzeit mehr Fälle als die USA.

Seit zwei Wochen gilt nationaler Notstand. Präsident Trump hat dringende Empfehlungen für Social Distancing herausgegeben. Schulen zu, Homeoffice, je nach Bundesstaat gelten ähnlich wie in europäischen Ländern Ausgangssperren.

Wir sind im Krieg, wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind.
Autor: Donald Trump US-Präsident

Der Präsident und seine Corona-Task-Force informieren die Bevölkerung täglich über den Stand der Dinge. Mitunter mit pathetischen und empathischen Worten Trumps: «Wir sind im Krieg, wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind. Wer sich alleine und isoliert fühlt, muss wissen, dass wir miteinander verbunden sind als ein Volk.»

Eine Aussage sorgt für Aufregung

Doch just, als sich das Land so langsam an die neue, schwierige Lebensrealität gewöhnt, sorgte der Präsident diese Woche für neue Aufregung. Auf dem Fernsehsender Fox News sagte er, er möchte das Land bereits an Ostern wieder geöffnet und in Gang haben. Ostern sei ein spezielles Datum für ihn und für viele Menschen: «Volle Kirchen an Ostern, wäre das nicht eine wunderbare Sache?»

Schwarzer Prediger spricht von einem Pult. Er steht vor leeren Kirchenbänken.
Legende: Predigt er an Ostern wieder vor vollen Reihen? Ein Prediger in Oakland Kalifornien nimmt einen Gottesdienst für einen Facebook-Stream auf. Reuters

Mediziner und Pandemie-Experten liefen Sturm, versuchen zu verhindern, dass Trump schon am nächsten Dienstag seine Empfehlungen abschwächt oder zurücknimmt. Das könnte folgenschwer sein, auch wenn er den einzelnen Bundesstaaten nur beschränkt verbindliche Vorgaben machen kann. Die am meisten getroffenen Staaten werden ihre Beschränkungen nämlich ganz sicher nicht lockern.

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Wie Trump die Gefahr durch das Coronavirus herunterspielte
Aus 10 vor 10 vom 27.03.2020.
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Trotzdem fühlt man sich mit Trumps neustem Aufreger mindestens teilweise in die Zeit zurückgeworfen, als er die Krise und Gefahr des Coronavirus nicht ernst nahm und herunterspielte. Wiederholt hörten die Amerikaner ihren Präsidenten sagen, die Situation sei unter Kontrolle, man habe das Virus so gut wie gestoppt, oder es werde verschwinden wie ein Wunder. Noch Ende Februar sagte er, die Gefahr sei sehr gering, weil seine Regierung schon so viel gemacht habe. Das Gegenteil ist passiert.

Trump nahm es nicht ernst, alarmierte das Land nicht.
Autor: Ian Bremmer Politologe

Ian Bremmer ist ein renommierter US-Politologe. Er sagt, Trump habe am Anfang gut und schnell reagiert, indem er den Reiseverkehr mit China früh gestoppt habe. Dadurch habe er Zeit gewonnen, die er dann aber nicht nutzte. «Er nahm es nicht ernst, alarmierte das Land nicht. Und er kümmerte sich nicht um die Kapazitäten im Gesundheitswesen.» Erst spät sei wirklich Ernsthaftigkeit eingekehrt im Weissen Haus.

Präsident Trump hat denn auch sehr gescheite und fähige Leute um sich. Vizepräsident Mike Pence führt die Corona-Task-Force verantwortungsvoll. Dies, obwohl viele Kritiker befürchteten, der religiöse Pence werde versuchen, die Krise wegzubeten.

Und dann ist da Anthony Fauci, der oberste Immunologe. Fast immer an Trumps Seite. Wenn Amerikaner wissen wollen, was wirklich Sache ist, dann hören sie auf ihn. Er ist es, der Präsident Trump ins Gewissen redet. Spitzenmediziner ist er und diplomatisch gefordert. Sein täglicher Balanceakt: die Wissenschaft vertreten und dem Präsidenten öffentlich nicht zu stark widersprechen.

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Anthony Fauci – der Mann, der Trump ins Gewissen redet
Aus 10 vor 10 vom 27.03.2020.
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Eine schwierige Abwägung der Interessen

Feuerwehrmann Fauci musste auch diese Woche ran, als Trump den Zeitplan Ostern suggerierte. In Trumps Anwesenheit sagte er diplomatisch: «Man kann ein Datum anvisieren, aber man muss sehr flexibel sein und die Durchführbarkeit täglich und wöchentlich neu beurteilen.» Später fügte er hinzu: Das Virus setze den Zeitplan und niemand sonst.

Doch Trumps Ungeduld ist auch Ausdruck einer Besorgnis über eine drohende, schmerzhafte Wirtschaftskrise. Wenn er sagt, das Land wolle wieder zurück zur Arbeit, man könne die USA nicht einfach schliessen, lanciert er auch eine legitime Diskussion. Vor allem in Bundesstaaten, die bisher wenig in Mitleidenschaft gezogen worden sind, kommt das an. Es ist schwierige Diskussion über gesundheitliche und wirtschaftliche Interessen, die eben erst begonnen hat.

Allen Kontroversen zum Trotz: 60 Prozent der Amerikaner sagen, sie stimmten der Art und Weise zu, wie Trump und seine Regierung die Krise bewältigen. Die Umfrage wurde letzte Woche durchgeführt und ist eine Momentaufnahme. Aber sie zeigt, dass Amerikaner sich in schwierigen Zeiten tendenziell um ihren Präsidenten scharen.

Die Frage ist, wie sich das verändert, wenn das Land noch stärker in Mitleidenschaft gezogen wird.

10vor10, 27.03.2020

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