«Seit 2015 wurden im Jemen 45 Prozent der Spitäler vollständig zerstört. Im Südsudan sind im ganzen Land gerade mal zwei Beatmungsgeräte vorhanden und in Burkina Faso neun», sagt Dominik Stillhart, der globale Einsatzleiter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes zur Situation im Gesundheitswesen in den Krisengebieten.
Und wo man kaum die normale medizinische Versorgung gewährleisten könne, sei man nicht imstande eine Pandemie zu bewältigen.
Die Abstandsregeln einzuhalten ist vielerorts unmöglich.
Das IKRK intensiviert deshalb die Arbeit vor Ort. Besonders gefürchtet wird ein Ausbruch in Gefängnissen oder Flüchtlingslagern, wo sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten. Hygienemassnahmen seien dort entscheidend. «Die Abstandsregeln einzuhalten ist vielerorts unmöglich, umso wichtiger ist, dass wir die Einrichtungen mit Seife, sauberem Wasser und Desinfektionsmittel versorgen können und die Menschen auf eine mögliche Ankunft des Virus vorbereiten.»
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sammelt nun 800 Millionen Franken zur Unterstützung der verletzlichsten Regionen der Welt im Kampf gegen das Coronavirus. «Wir passen unsere Programme an die Situation an und verstärken vor allem Bereiche, die auf Prävention ausgerichtet sind zu den Themen Wasser oder Gesundheit. So erreichen wir die Gebiete, zu denen andere Organisationen wegen der Konflikte keinen Zugang haben.»
Schutzmaterial ist Mangelware
Diese Situation sei für alle ausserordentlich, auch für die fast 20'000 Mitarbeiter des IKRK in den Regionen, sagt Dominik Stillhart: «Einerseits sind die Mitarbeiter selbst exponiert, andererseits leiden wir unter den Massnahmen von Regierungen, die die Bewegungsfreiheit einschränken. Da müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, dass wir unsere Arbeit aufrechterhalten können.»
Eine weitere Schwierigkeit ist das Beschaffen von Schutzmaterialien. «Bei Masken, Handschuhen und so weiter ist die Versorgungslage sehr knapp. Wir haben bereits eine grosse Bestellung in verschiedene Länder geschickt. Es fehlt aber an Material, so dass wir prioritär das Gesundheitspersonal und die Spitäler ausrüsten.»
Die internationale Gemeinschaft versucht, die Krisenregionen möglichst gut auf die Pandemie vorzubereiten – und ist angesichts der raschen Verbreitung in anderen Teilen der Welt beunruhigt.