Es war eine einzige gute Rede, die Annegret Kramp-Karrenbauer vor genau einem Jahr ins Amt der CDU-Parteivorsitzenden verhalf. Nicht wenige hatten damals auf ihren Herausforderer Friedrich Merz gewettet. Doch mit ihren engagierten Worten riss sie das Steuer im letzten Moment herum. Jetzt gelang ihr am Parteitag in Leipzig mit einer ähnlich starken Rede erneut ein Coup.
Von einem möglichen Putschversuch war im Vorfeld die Rede gewesen. Friedrich Merz hatte keine Gelegenheit ausgelassen, die Führung der CDU öffentlich in Frage zu stellen. Die Regierung gebe ein «grottenschlechtes» Bild ab, sagte er in einem vielzitierten Interview. Konservative CDUler und die Junge Union machten keinen Hehl daraus, dass sie sich Merz als Kanzlerkandidaten wünschten.
Revolte blieb aus
Doch aus der Revolte wurde nichts. Annegret Kramp-Karrrenbauer zeigte Führungsstärke. Auf offener Bühne rechnete sie mit Merz ab, ohne ihn namentlich zu erwähnen. Wie man sich denn hinstellen und die Regierungsarbeit der letzten Jahre als durchgehend schlecht bezeichnen könne, fragte sie rhetorisch. «Das ist kein guter Wahlkampf, und das sollten wir uns gar nicht erst angewöhnen!»
Auch mit Merz´konservativen Fans in der Partei, der sogenannten Werte-Union, rechnete sie ab. «Es gibt nur eine Werte-Union, und das ist die CDU!» Tosender Applaus, die Erleichterung der Delegierten war förmlich greifbar. Viele sind vom internen Hickhack genervt. Selbst in der Rheinländer CDU – der politischen Heimat von Merz – haben Parteikollegen genug.
Ein klarer Fall
Es sind AKKs stärkste Momente in Leipzig, als sie ihre Widersacher in die Schranken weist. «Wenn ihr einen anderen Weg gehen wollt, dann lasst es uns heute aussprechen und auch heute beenden. Hier und jetzt.» Das ist eine Ansage. Die Antwort: minutenlange Standing Ovation. Der Fall ist klar.
Rivale Friedrich Merz kann von Glück sagen, dass die Sache nicht peinlich wurde für ihn. Doch auch AKK ist mit diesem Auftritt nicht all ihre Probleme los. Von alter Stärke ist die CDU weit weg, und ihre eigenen Beliebtheitswerte sind schlecht. Nur die wenigsten trauen ihr zu, Merkel auch als Regierungschefin zu beerben. Mit einer guten Rede pro Jahr wird man eben noch nicht Kanzlerin.