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International Das Ziel der Dschihadisten heisst Bagdad

Die islamistischen Kämpfer im Irak sind weiter auf dem Vormarsch. Dabei macht die Terrorgruppe auch nicht vor dem türkischen Konsulat in Mossul halt. Der Konsul und weitere Mitarbeiter sind offenbar in der Gewalt der Islamisten.

Die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) hat im Norden des Irak Dutzende Geiseln genommen. Die Dschihadisten stürmten das türkische Konsulat in Mossul und brachten dabei fast 50 Menschen in ihre Gewalt.

Unter den Festgehaltenen sollen Kinder und Konsulatsmitarbeiter sein, berichten türkische Medien. Der türkische Aussenminister Ahmed Davutoglu warnte die Extremisten davor, ihren Geiseln etwas anzutun. Niemand solle die Stärke der Türkei auf die Probe stellen, sagte er am Mittwochabend im Fernsehen.

Ban verurteilt Vormarsch

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UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Vormarsch der Dschihadisten in Irak scharf verurteilt und die internationale Gemeinschaft zur Solidarität mit Bagdad aufgerufen. Die Terroristen müssten daran gehindert werden, den Weg zur Demokratie in Irak zunichte zu machen.

Vormarsch Richtung Hauptstadt

Die sunnitischen Kämpfer bewegen sich derzeit rasch von Nordwesten aus durch das Land in Richtung Bagdad. Sie sollen bereits weite Teile der Regionen Ninive, Anbar und Salah al-Din nordwestlich der irakischen Hauptstadt erobert haben.

Die Regierungstruppen hatten ihnen zunächst offenbar nur wenig entgegenzusetzen. Am Abend gab es jedoch Berichte, wonach es der Armee gelungen sei, einige Städte von den Islamisten zurück zu erobern.

Das Staatsfernsehen berichtete, Helikopter hätten Stellungen der Extremisten in der Provinz Salah al-Din bombardiert. Die Provinz liegt im Süden der Stadt Mossul, die am Dienstag in die Gewalt der Isis-Kämpfer gefallen war.

Isis kämpft für sunnitische Einflusszone

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Isis ist es gelungen, weite Teile des Iraks unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie gilt als eine der radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten. Sie kämpft für einen sunnitischen Grossstaat zwischen dem Mittelmeer in Syrien und Libanon und dem Fluss Euphrat im Irak.

Den Grund für das Erstarken von Isis sehen Experten in der politischen Lage im Land. «Viele Iraker haben jegliche Hoffnung verloren, Hilfe vom Staat zu beantragen, weil er so korrupt ist», sagt der Islamwissenschaftler Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Eines der grössten Probleme sei, dass Regierungschef al-Maliki – selbst ein Schiit – jahrelang versucht habe, die Sunniten des Landes von der Macht fernzuhalten. «Das führte dazu, dass er die Unterstützung der sunnitischen Gebiete verloren hat», sagt Steinberg.

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