Die Organisation «Islamischer Staat in Irak und Syrien» (Isis) kämpft sowohl im Irak als auch in Syrien. Es handelt sich um einen Ableger von Al Kaida – und das Vorgehen der Anhänger ist äusserst brutal. Nun haben sie im Irak die Stadt Mossul erobert.
Hunderttausende auf der Flucht
Die Stadt im Norden des Landes sei «nicht mehr unter staatlicher Kontrolle und in den Händen der Aufständischen», sagte ein Vertreter des Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Wie das Nachrichtenportal «Sumaria News» berichtete, stürmten die Extremisten auch einige Gefängnisse und liessen mehr als 1400 Häftlinge frei.
Nach dem Vormarsch der ISIS-Gruppe sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) aus Mossul rund 500'000 Menschen geflohen. Viele hätten sich zu Fuss auf den Weg gemacht, da ihnen die Nutzung ihrer Fahrzeuge in der Stadt verboten worden sei.
Regierung sucht freiwillige Kämpfer
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat das Parlament aufgerufen, über Mossul den Notstand zu verhängen. Das berichteten irakische Medien. Seine Landsleute rief der Regierungschef im Staatsfernsehen auf, sich den «Terroristen» entgegenzustellen.
Die Regierung habe einen Krisenstab eingerichtet, der sich mit der Rekrutierung Freiwilliger sowie deren Ausrüstung und Bewaffnung befassen solle, erklärte al-Maliki. Demnach sollen die Freiwilligen den Kampf gegen die Aufständischen unterstützen.
Die Sicherheitskräfte würden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die überwiegend von sunnitischen Muslimen bewohnte Provinz Nineve ist seit langem eine Hochburg von Dschihadisten und gilt als eines der gefährlichsten Gebiete im Irak.
«Ganz schlimme Terroristen»
Die terroristische Gruppierung Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) gehört zu den radikalsten Sunnitengruppen, die im arabischen Raum für einen Gottesstaat kämpfen. Guido Steinberg, Dschihadismus-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, erklärte in einem früheren Bericht gegenüber SRF: «Wir haben es mit ganz schlimmen Terroristen zu tun.»
Seit Januar kontrollieren die Milizionäre bereits Gebiete der westlichen Provinz Al-Anbar und liefern sich dort heftige Kämpfe mit Regierungstruppen. Aus der Provinz sind nach UNO-Angaben inzwischen mehr als 400'000 Menschen geflohen.
Gewalt nimmt zu
Im Irak eskaliert derzeit der langjährige Machtkampf zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Grund ist das Machtvakuum in Syrien: Extremistische Milizen wie die Isis haben dort einen Rückzugsort, gewinnen an Einfluss und haben Zugang zu Waffen. Allein am Wochenende sind bei einer Serie von Anschlägen im Irak mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.