Die Organisation «Islamischer Staat in Irak und Syrien» (ISIS) kämpft sowohl im Irak als auch in Syrien. Es handelt sich um einen Ableger von Al Kaida. Die Organisation orientiere sich an der Ideologie des irakischen al-Kaida-Führers Abu Bakr al-Baghdadi, sagt Guido Steinberg im Gespräch mit SRF. Steinberg ist Dschihadismus-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. «Baghdadi ist sehr stark antischiitisch und seine Vorgehensweise ist extrem brutal.»
Im Irak hat die Organisation Erfolg, «weil die Regierung von Nuri al-Maliki alles falsch gemacht hat, was sie falsch machen konnte», sagt Steinberg. Weil Maliki die sunnitische Bevölkerung von der Regierungsbildung ausgeschlossen habe, stünden die meisten Sunniten der stark schiitisch geprägten Regierung sehr feindselig gegenüber.
Viele Sunniten unterstützen Al Kaida selbst dann, wenn sie mit dem Fanatismus nichts zu tun hätten, sagt Steinberg. Sie seien der Meinung, dass Al Kaida ihre Interessen eher vertrete als die Zentralregierung.
Sowohl im Irak als auch in Syrien sei die Präsenz von ISIS verheerend. Der Aufstieg der Organisation im vergangenen Jahr habe dazu geführt, dass das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad seine Position habe stärken können, sagt Steinberg.
Assad behaupte sei Beginn des Konflikts, dass es sich bei den Aufständischen um Terroristen handle. «Und nun haben wir es tatsächlich mit ganz schlimmen Terroristen zu tun.»
«Die Aufständischen haben den Krieg in Syrien verloren»
Salafisten, Dschihadisten und Islamisten bildeten in Syrien nun die Mehrheit der aufständischen Kämpfer. «Dies wird auch dazu führen, dass westliche Staaten diesen Aufstand nicht mehr unterstützen werden», sagt Steinberg. «Man kann schon fast sagen, dass der Bürgerkrieg in Syrien für die Aufständischen verloren ist.»
Zwar werde es keinen islamischen Gottesstaat im Grenzgebiet zwischen Irak und Syrien geben, sagt der Dschihadismus-Experte. Doch sei damit zu rechnen, dass Dschihadisten über längere Zeit kleinere Landstriche kontrollieren werden. «Allein das wäre schon eine sicherheitspolitische Katastrophe.»
Von der zu erwartenden langfristigen Instabilität wären laut Steinberg auch die Nachbarstaaten betroffen. Und Europa: «In den letzten Monaten zogen viele Kämpfer aus europäischen Staaten nach Syrien».