Offiziell geht er aus persönlichen Gründen. Das mag zum Teil stimmen. Doch zweifellos nagte auch die andauernde Erfolglosigkeit am schwedisch-italienischen Spitzendiplomaten Staffan de Mistura. Je länger je mehr.
Er erreichte nicht einmal, dass die Vertreter des syrischen Regimes jemals in Genf direkt verhandelten mit den Vertretern der Rebellen – und ob jetzt tatsächlich ein Komitee gegründet wird, das, wie er ankündigt, eine neue syrische Verfassung ausarbeitet, steht in den Sternen.
Dabei verbreitete de Mistura unerschütterlichen Optimismus. Locker liess er nie. Unablässig versuchte er, selbst das Treten an Ort in gedrechselten Sätzen wenigstens als Mini-Fortschritte zu verkaufen. Sein Engagement, sein Beharrungsvermögen trugen ihm zu Recht Bewunderung ein.
Siegerjustiz hält Einzug
Doch die Machtverhältnisse in Syrien sind inzwischen offenkundig so, dass gar kein UNO-Kompromiss, gar kein Ausgleich zwischen Regierung und Opposition mehr gefragt ist. Das Assad-Regime hat, dank russischer und iranischer Unterstützung, gesiegt. Praktiziert wird, wie unter solchen Voraussetzungen üblich, Siegerjustiz. Wie das Syrien der Zukunft aussieht wird nicht in Genf entschieden, sondern in Damaskus, in Moskau, in Teheran und ein bisschen in Istanbul.
Natürlich kann die UNO auch nach de Misturas Abgang Ende November nicht einfach abtauchen. Sie muss ihre guten Dienste anbieten. Und Generalsekretär Antonio Guterres wird einen Nachfolger finden. Doch auswählen aus vielen qualifizierten Kandidaten kann er nicht. Das Amt des UNO-Syrienvermittlers bietet nur Verdruss. Lorbeeren sind da keine zu holen.
SRF 4 News, 18:00 Uhr / musv;koua