- In Kuba sind erstmals seit Jahren wieder Demonstrierende in grosser Zahl gegen die sozialistische Regierung auf die Strassen gegangen.
- Vor allem in der Ortschaft San Antonio de los Baños südwestlich der Hauptstadt Havanna, aber auch in der Hauptstadt Havanna, in Holguín, Matanzas, Camagüey und Santiago de Cuba protestierten am Sonntag zahlreiche Menschen.
- Grund für die Proteste sind die Corona-Politik und die schwere Wirtschaftskrise.
Die Menschen protestierten gegen Mangelwirtschaft und Unterdrückung. Ausserdem sind Lebensmittel, Medikamente und Covid-Impfstoffe in Kuba nicht ausreichend verfügbar. Nach Angaben von Regierungsgegnern gingen Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten vor.
Der Präsident, Miguel Díaz-Canel, machte in einer Fernsehansprache die USA für die Proteste verantwortlich. Er fuhr selbst nach San Antonio de los Baños und wandte sich im Staatsfernsehen an die Kubanerinnen und Kubaner. «Wir werden die Souveränität und Unabhängigkeit dieser Nation nicht aufgeben», sagte der Erste Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. «Wir rufen alle Revolutionäre dazu auf, auf die Strassen zu gehen und die Revolution an allen Orten zu verteidigen», meinte er weiter.
Miguel Díaz-Canel hatte im April die Führung der Kommunistischen Partei von Raúl Castro übernommen. Erstmals seit dem Sieg der Revolution von 1959 ist damit auf der sozialistischen Karibikinsel kein Castro mehr in einer Führungsposition.
Der US-Sicherheitsberater, Jake Sullivan, warnte Havanna vor einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten. «Die Vereinigten Staaten unterstützen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Kuba und würden jede Gewalt oder jedes Vorgehen gegen friedliche Demonstranten, die ihre universellen Rechte ausüben, scharf verurteilen», schrieb er auf Twitter.
Ähnlich äusserte sich auch die Spitzenbeamtin des US-Aussenministeriums, Julie Chung: «Wir stehen zum Recht des kubanischen Volkes, sich friedlich zu versammeln.»