- Der Sonntag war einer der blutigsten Tage seit dem Putsch in Burma. Mindestens 39 Demonstrierende wurden von Sicherheitskräften getötet.
- In einigen Gebieten von Yangon, der grössten Stadt des Landes, hat die Armee nun Kriegsrecht verhängt.
- Trotzdem brechen die Proteste nicht ab. Frauen spielen dabei eine wichtige Rolle.
Gelber Schutzhelm über dem schulterlangen, schwarzen Haar, die Maske unters Kinn geschoben, ein Megafon an den Lippen. So ist die 27-jährige Burmesin Phoebe auf einem Foto zu sehen, wie sie eine Gruppe Demonstranten und Demonstrantinnen in Yangon anführt. Ihre Arbeit als Managerin in einer Firma hat sie nach dem Putsch niedergelegt. Seither demonstriert sie täglich gegen das Militär.
«Auf die Strasse zu gehen bedeutet, dein Leben zu riskieren», sagt Phoebe. Es sei extrem gefährlich geworden, weil die Polizisten und Soldaten immer mehr Gewalt anwenden würden. «Sie schiessen direkt auf uns, sie brauchen scharfe Munition, Gummigeschosse, Blendgranaten und Tränengas.»
Mehr als 80 Menschen wurden seit dem Militärputsch von Polizisten und Soldaten getötet. Trotzdem brechen die Demonstrationen nicht ab. Sie hätten sich bloss gewandelt, sagt Phoebe: «Am Anfang versammelten wir uns an öffentlichen Orten, Kreuzungen und Parks, jetzt versammeln wir uns in kleineren Gruppen in unseren Nachbarschaften, damit wir sofort rennen können, wenn die Soldaten und Polizisten kommen.»
Wenn sie mich verhaften, werden sie mich foltern und vergewaltigen. Davor habe ich Angst. Aber noch mehr fürchte ich mich in einer Diktatur zu leben.
Statt Facebook, das voller Fake News sei, würden sie nun vermehrt über Onlinedienste wie Telegram oder Signal kommunizieren und Späher losschicken, die andere warnen können. Zudem errichten sie Barrieren an Quartiereingängen und benutzen unterschiedlichste Masken, um sich vor dem Tränengas zu schützen.
Frauen seien dabei nicht nur Organisatorinnen und Anführerinnen der Proteste, sondern hätten auch ihre eigenen Methoden entwickelt, sagt Thinzar Shunlae Yi, eine andere junge Aktivistin: «Frauen tragen ihre Unterwäsche, Binden und Lungis (traditioneller Wickelrock) als improvisierte Fahnen oder hängen sie hoch über der Strasse an Schnüren auf, um die Soldaten und Polizisten zu erschrecken.»
Denn diese glauben, dass sie ihre Manneskraft verlieren, wenn sie unter Tüchern, die mit Menstruationsblut besudelt sind, hindurchgehen. So gewinnen die Demonstrantinnen Zeit und halten die Sicherheitskräfte auf Abstand.
Angst vor einem Leben in Fesseln
Doch der Terror und die Angst seien allgegenwärtig. Mehr als 2000 Personen wurden bereits ins Gefängnis gesperrt, mindestens zwei starben dort. Phoebe fürchtet sich vor Verhaftung und Gefängnis: «Wenn sie mich verhaften, werden sie mich foltern und vergewaltigen. Davor habe ich Angst. Aber noch mehr fürchte ich mich in einer Diktatur zu leben. Deshalb haben wir keine andere Wahl, als weiterhin auf die Strasse zu gehen.»