Bereits Tage vor der Veröffentlichung der «Panama Papers» machte der Kreml den Russen klar: Eine Informationsattacke des Westens ist im Anzug. Der vermeintliche Skandal um versteckte Offshore-Gelder aus dem Bekanntenkreis von Wladimir Putin wurde damit bereits im Vorfeld diskreditiert.
Kein Thema beim Staatsfernsehen
So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass für die staatlich kontrollierten Medien in Russland die «Panama Papers» kein Thema sind. Das Staatsfernsehen vermeldete das Thema mit keiner Silbe, wie SRF-Russlandkorrespondent David Nauer am Montagvormittag berichtet. Auf dem ersten Kanal wurde stattdessen der Dopingskandal in Grossbritanniens Sportszene umfänglich abgehandelt.
Auch die regierungsnahen Presseagenturen hatten lange nichts über den Briefkastenfirmen-Skandal geschrieben. «Erst als Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Berichte kommentierte, griffen auch die Nachrichtenagenturen das Thema auf», sagt Nauer. Der Kreml habe quasi erst die Linie vorgeben müssen.
Sprecher Peskow machte sich lustig über die Vorwürfe, die gegen das Umfeld von Putin erhoben worden sind. «Da steht nicht wirklich etwas Neues drin», sagte Peskow – und ironisch: Er sei sogar etwas enttäuscht.
Kritische Zeitungen haben geringe Reichweite
So weit die staatliche Seite. Bei kritischen Internetportalen und Zeitungen waren die Panama Papers jedoch durchaus ein Thema. Die kremlkritische Zeitung Novaya Gazeta war sogar selber beteiligt an dem Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) und berichtete in der Montagsausgabe sehr breit über das Thema, wie Nauer festhält.
Bericht in der Novaya Gazeta
Die kremlkritische Zeitung Novaya Gazeta titelte in ihrer Online-Ausgabe: «Goldene Partitur: Warum Sergej Roldugin – ein enger Freund von Putin – nicht nur ein virtuoser Musiker ist, sondern auch Besitzer eines Offshore-Schattenimperiums im Wert von Milliarden von Dollar.»
Es gebe mehrere Zeitungen, die das Thema aufgegriffen hätten – wenn auch oftmals eingebettet in die Aussage eines Kreml-Sprechers von letzter Woche, wonach die Enthüllungen lediglich zum Ziel hätten, Putin schlecht zu machen.
Bei den interessierten Russen herrscht die Stimmung vor: <Was? Es geht nur um zwei Milliarden Dollar?>
Doch unmittelbare Image-Probleme dürfte Putin in Russland nicht erwarten, schätzt Nauer. Denn: Viele Leute erfahren gar nicht von den Vorwürfen, da die kritischen Zeitungen insgesamt eine sehr kleine Reichweite im Land haben. Andere Russen glauben an die angebliche Attacke des Westens. Und für den interessierten Russen seien die Enthüllungen nicht wirklich überraschend, brachte Nauer vor Ort in Erfahrung. «Hier herrscht eher die Stimmung vor: Was? Es geht nur um zwei Milliarden Dollar?» Man hätte Schlimmeres erwartet.
Bei den sogenannten «Panama Papers, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen» geht es um 11,5 Millionen Dokumente zu 214'000 Briefkastenfirmen, die von der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama gegründet worden sind. Inhaber solcher Firmen sollen unter anderem berühmte Politiker und Sportstars sein.