SRF News: Das Datenleck hat seinen Urpsrung bei einer Anwaltskanzlei in Panama. Was wissen Sie über diese Kanzlei?
Daniel Thelesklaf: Die Anwaltskanzlei ist eine der grössten Anbieterinnen solcher Geschäfte in Panama. Das zentralamerikanische Land ist beliebt bei Leuten, die eine Gesellschaft gründen wollen. Die Vorschriften sind nicht so streng wie in Europa. Davon hat Panama in den letzten Jahren enorm profitiert.
Politiker, Sportler, angesehene Leute, aber auch Kriminelle haben diese Gesellschaften gegründet. Dürfen sie das?
Vermutlich führt die Spur in der Schweiz zum Nicht-Bankensektor.
Grundsätzlich ist es legal, solche Gesellschaften zu gründen, auch für Politiker, Sportler und andere bekannte Personen. Gerade im Umgang mit Politikern im Amt sind die Anforderungen für den Anbieter aber sehr hoch: Er muss genau abklären, wo die Gelder herkommen. Wegschauen oder sich auf die Aussagen Dritter verlassen geht nicht.
Wofür gründen Leute aus Politik, Wirtschaft und Sport solche Gesellschaften? Zur Steuerhinterziehung? Zum Verstecken von Vermögen?
Es gibt durchaus auch ehrenwerte Gründe, eine solche Gesellschaft zu gründen. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Politiker vor der Wahl in ein Amt als Industrieller tätig war. Er kann seine Aktien dann einer solchen Gesellschaft übergeben, damit sie seine Vermögenswerte verwaltet, so lange er im Amt ist. Das verhindert Interessenskonflikte. Es gibt aber auch Missbräuche. Deshalb müssen alle Beteiligten bei der Gründung und Verwaltung einer solchen Gesellschaft sehr genau hinschauen. Vorallem bei Politikern oder anderen Personen, die ein gewisses Risiko haben, sich nicht legal zu benehmen.
Ein Netzwerk von Journalisten hat einzelne Aspekte des Datenlecks bereits ausgewertet. Ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin soll Gelder über die Schweiz geschleust und mit Schweizer Anwälten und Treuhändern gearbeitet haben.
Es wundert mich nicht, dass in den «Panama Papers» auch von Geschäften mit Verweisen in die Schweiz die Rede ist. Die Schweiz ist ein grosser Finanzplatz. Vermutlich führen die Spuren aber nicht zum Bankensektor. Denn die Banken in der Schweiz sind ziemlich gut reguliert.
Das Beispiel zeigt aber, dass die Gazprombank Schweiz für den engen Vertrauten Putins ein Konto eröffnet hat. Offenbar hat die Bank keine zusätzlichen Abklärungen getroffen, obwohl es sich um eine politisch exponierte Person handelt. Was sagt das über den Finanzplatz Schweiz aus?
Ich kann nicht beurteilen, ob die Gazprombank Schweiz in diesem Fall etwas falsch gemacht hat. Die Finma wird die nötigen Abklärungen treffen. Es ist aber eine Tatsache, dass in den grossen Schweizer Korruptionsfällen der letzten zehn Jahre sehr oft Auslandbanken eine Rolle gespielt haben. Offenbar ist dort die Arbeit eines Compliance Officers noch schwieriger als bei einer Schweizer Bank.
Das Gespräch führte Barbara Widmer.