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Deutsche Ostseeküste Was der Tanker Eventin mit dem Ukrainekrieg zu tun hat

Ein havarierter Öltanker liegt vor der deutschen Ostseeküste. Er ist nun gesichert worden. Es ist kein Öl ausgelaufen.

Worum geht es? Tagelang trieb der manövrierunfähige Tanker Eventin mit fast 100'000 Tonnen Öl an Bord vor der Ostseeküste bei der deutschen Insel Rügen. Das Schiff wurde zwischenzeitlich mit Schleppschiffen in eine gesicherte Position vor dem Sassnitz gebracht. Das 274 Meter lange Schiff soll nun vor der Küste von zwei Schleppern in Position gehalten werden, bis über das weitere Vorgehen entschieden ist, wie das Havariekommando mitteilte.

Übersicht über den Verkehr:

Warum kann das Schiff nicht mehr manövriert werden? An Bord hat es offenbar einen Blackout gegeben, der verursacht hat, dass alle Systeme ausfielen. Wie es zu einem totalen Stromausfall kommen konnte, war dem Havariekommando zufolge zunächst unklar.

Sanktionen gegen die russische Energieproduktion

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Russland ist der weltgrösste Energieproduzent und der zweitgrösste Öl-Exporteur. Die G7, die USA und die EU sind diejenigen Länder der Welt, die am meisten Öl importieren. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wollten diese Länder die Einnahmen Russlands im Öl- und Gasgeschäft zu reduzieren. Sie sanktionierten deshalb russisches Öl und Gas.

Unter welcher Flagge verkehrt Eventin? Der Tanker fährt offiziell unter der Flagge von Panama. Es wird aber vermutet, dass der Tanker zu Russlands sogenannter Schattenflotte gehört. Christof Rühl, der als Energieexperte unter anderem an der Columbia University in New York lehrt und vorher Chefökonom bei BP war, erklärt: «Auf die Zugehörigkeit zur Schattenflotte deutet hin, dass ein Schiff nicht registriert ist oder dass es potenziell in Ländern registriert ist, in denen man schwer nachverfolgen kann, wer der tatsächliche Eigentümer ist. Ebenfalls auf die Schattenflotte deutet hin, dass es nicht versichert ist oder über russische und manchmal chinesische Staatsfirmen versichert ist. Auch der Sicherheitszustand und das Alter des Schiffs deuten auf die Schattenflotte hin.»

Schattenflotte: Man registriert Schiffe woanders und entzieht sie dem westlichen Zugriff, daher ist nicht so klar, wem sie gehören.

Was versteht man unter einer Schattenflotte? Schattenflotte sei ein vager Ausdruck, er beschreibe die alten Schiffe, die von Russland. Iran und Venezuela eingesetzt würden (siehe Kasten), um Öl zu transportieren, das sanktioniert ist, so Experte Rühl. «Man registriert Schiffe woanders und entzieht sie dem westlichen Zugriff, daher ist nicht so klar, wem sie gehören. Dies hat die Konsequenz, dass die Sicherheitsstandards dieser Schiffe nicht überwacht werden können.»

Wieso gibt es eine Schattenflotte? Da die westlichen Länder kein Öl mehr von Russland kaufen wollten, sei das Öl umgeleitet worden, nach China, nach Indien und die Türkei. Das habe aber die Einnahmen von Russland nicht geschmälert. Auch der Versuch mit einer Preisobergrenze für russisches Öl habe nichts gebracht, so Rühl: «Um Russland dennoch zu sanktionieren, hat man den Versicherungen, die fast alle in London ansässig sind, gesagt, sie dürften Schiffe mit russischem Öl nicht mehr versichern. Danach hat Russland angefangen, billige alte Schiffe zu kaufen, die nicht transparent registriert wurden. Mit denen wird nun das Öl nach China und Indien gefahren.»

Die Schattenflotte und die graue Flotte

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Insgesamt sind es rund 1500 Schiffe, die sanktioniertes Öl oder Gas transportieren. Sicherheitsstandardsmässig gefährlich ist es etwa bei 600 Schiffen, so der Experte.

Schattenflotte:  Damit sind alte verrostete Kähne gemeint, die unter falscher Flagge fahren, nicht versichert sind und allenfalls gar das Radargerät abstellen.

Graue Flotte: Damit sind diejenigen Schiffe gemeint, die sanktioniertes Öl transportieren, aber in einem modernen Zustand sind. Sie gehören russischen oder chinesischen Raffinieren oder Konzernen und sind von Staatsgesellschaften versichert. 

Wie viele Schiffe sind in dieser Schattenflotte? Die englische Versicherungsgesellschaft Lloyd spricht von 669 Schiffen in der sogenannten Schattenflotte. Es gebe diesbezüglich auch höhere Schätzungen, nämlich dass an diesen Aktionen rund 1500 Schiffe beteiligt sind, so der Experte. Die modernen davon werden graue Flotte genannt.

Gewisse chinesische Häfen haben bereits gesagt, dass sie Schiffe, die auf der neusten Sanktionsliste stehen, nicht mehr in ihrem Hafen entladen lassen.

Was bringt es, wenn die USA und die EU im Rahmen der neusten Sanktionen gegen Russland gewisse Schiffe dieser Schattenflotte sanktionieren? «Das ist das einzige, was sie machen können. Gewisse chinesische Häfen haben bereits gesagt, dass sie Schiffe, die auf der Sanktionsliste stehen, nicht mehr in ihrem Hafen entladen lassen», so Rühl.

Was hat die Aktion beim Tanker Eventin bis jetzt gebracht? Bis jetzt ist trotz der Havarie kein Öl ausgetreten.

SRF 4 News, 13.01.205, 07:40 Uhr ; 

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