Die Ampel-Regierung ist Geschichte und die öffentliche Debatte in Deutschland ist geprägt von grossen Problemen: Die Inflation belastet die Geldbeutel der Einwohnerinnen und Einwohner, die Autoindustrie steckt in der Krise und an Themen wie der Migration, dem Krieg in der Ukraine, dem aufkeimenden Rechtsextremismus oder der Energiewende scheiden sich die Geister.
Aber ist die Stimmung tatsächlich so schlecht, wie es scheint? SRF Club hat Ende Januar in ganz Deutschland mit Menschen gesprochen und sie gefragt, wie sie die Zukunft beurteilen – ihre eigene, und jene ihres Landes.
Das Glück in der eigenen Hand
Trübsal blasen? Nein danke! In die eigene Zukunft blicken die Menschen, die der SRF Club auf der Reise durch Deutschland angetroffen hat, mehrheitlich optimistisch. «Wir nehmen unser Glück selbst in die Hand», bringt der Geschäftsführer Kai Kobüssen aus dem Ruhrgebiet die verbreitete Haltung auf den Punkt.
Mit «wir» meint Kobüssen sich und seine Firma. Auch viele andere Befragten sprechen bei der Frage zum persönlichen Glück über ihren Beruf.
Bei allem Optimismus für die eigene Zukunft sorgen sie sich aber auch um den Nachwuchs: «Wenn man sieht, wie es unseren Azubis geht oder den jungen Leuten, die noch nicht wissen, wie ihre Zukunft laufen soll: Für die wird es schwerer werden» sagt Sandra Lukaschek, Ausbildungskoordinatorin aus dem Bundesland Niedersachsen.
Deutschlands Zukunft: «Irgendwie wird das schon hinhauen»
Gefragt nach der Zukunft des Landes, weicht der Optimismus einer gewissen Ratlosigkeit oder sogar Resignation. «Ich bin manchmal froh, dass ich so alt bin», sagt etwa der Rentner Jörg Sartor aus Essen.
Nach den Unruhen mit der Ampel-Regierung immer wieder gewünscht: Stabilität und mehr Fokus auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft. Zu schaffen macht einigen auch der Aufstieg der AfD und der zunehmende Populismus.
Die geschilderten Erfahrungen decken sich mit den Erkenntnissen aus dem «Deutschland-Monitor», einer repräsentativen Untersuchung, die auf rund 4000 bundesweit geführten Interviews basiert. Die Studie stellt fest: Rund 40 Prozent der Befragten sind unzufrieden mit dem gegenwärtigen Funktionieren der Demokratie, obwohl sie der Staatsform zustimmen.
Sollte sich Deutschland zu negativ entwickeln, hat der 62-jährige Koch Uwe Schneider eine einfache Lösung: «Wenn es mir hier nicht mehr gefällt, ziehe ich fort. Das ist ja das Schöne, uns steht ja die ganze Welt offen.»