Keine US-Dollar für russische Spitzenfirmen mehr: Die Verschärfung der Sanktionen, die Präsident Barack Obama vor gut einer Woche beschloss, trifft die russische Industrie hart. «Das schmerzt auf jeden Fall», sagt Joern Felgendreher, Investment-Experte bei der Deutschen Bank in Frankfurt.
Betroffen sind auch zwei Schwergewichte: Der Ölgigant Rosneft und Russlands zweitgrösster Erdgasproduzent Novatek. «Für Russland ist es wichtig, dass diese Unternehmen die grossen Öl- und Gasvorkommen im Land nutzen können», sagt Felgendreher. Dazu seien grosse Investitionen notwendig, die unter anderem die Nutzung von amerikanischer Technologie erfordern.
Massiver Kapitalabfluss
Amerikanische Technologie und amerikanische Dollar, beides wollen die russischen Unternehmen unbedingt für den Ausbau ihres Geschäfts, sagt Felgendreher. «Dafür ist es unerlässlich, dass Kapital aus den USA und aus Europa nach Russland fliesst.»
Im Moment ist aber das Gegenteil der Fall – obwohl viele Staatschefs die Sanktionen für zu schwach halten: «Manche Kritiker halten sie für zu locker. Doch selbst wenn sie zu locker sind – sie wirken», sagte kürzlich Volker Treier, Aussenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Im ersten Quartal dieses Jahres seien 60 Milliarden Dollar Kapital aus Russland abgeflossen. «Die russische Wirtschaft leidet», so Treier.
Zieht die EU nach?
Die EU muss nun entscheiden, wie stark sie beim Versuch mitmacht, den Druck auf Russlands Grosskonzerne durch Sanktionen zu erhöhen.
Diplomaten zufolge werden im Laufe des Tages voraussichtlich Strafmassnahmen gegen russische Firmen und Personen beschliessen, aber keine Sanktionen gegen ganze Branchen verhängen.
Die EU-Botschafter dürften sich auf eine Ausweitung der bestehenden Sanktionslisten einigen, sagten mehrere EU-Diplomaten im Vorfeld. Zudem sollen die möglichen Strafmassnahmen in mehreren Bereichen, darunter Rüstungsexporte und Energietechnologie, diskutiert werden.