- Im Gerichtsprozess zu den verübten Menschenrechtsverletzungen während der argentinischen Diktatur wurden 48 ehemalige Militärs zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt – 29 von ihnen erhielten lebenslange Haftstrafen.
- 19 weitere Beschuldigte müssen zwischen acht und 25 Jahre hinter Gitter. Das entschied ein Gericht in Buenos Aires.
- Die Angeklagten wurden der Verschleppung, Folter und Ermordung von 789 Menschen während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 für schuldig befunden.
- Sechs der 54 Angeklagten wurden freigesprochen – darunter der ehemalige Schatzsekretär der Diktatur, Juan Alemann.
Die Toten sollten nie gefunden werden. Argentiniens Militärdiktatur wollte jede Spur tilgen, die zu ihren Opfern führen konnte. Zu den Menschen, die in der Marineschule ESMA gefoltert worden waren, bevor man sie mit Drogen betäubte und in Flugzeuge verlud.
Die Maschinen flogen über das La-Plata-Delta in Richtung Atlantik. Die Gefangenen wurden dann ins Meer geworfen. Bei lebendigem Leib.
Unter den Opfern befanden sich auch zwei französische Nonnen. Acht weitere Opfer waren betäubt aus Flugzeugen in den La-Plata-Fluss geworfen worden.
Nur sehr wenig ist dokumentiert. Das Gericht musste deshalb die Gräueltaten minutiös rekonstruieren, konnte sie aber am Ende beweisen. Es verurteilte die Mörder zu lebenslangen Zuchthausstrafen.
Angeklagte zeigten keine Reue
Bei dem Prozess ging es allerdings nicht allein um die berüchtigten Flüge: Morde und Folter im grössten Konzentrationslager der Diktatur wurden verhandelt, Taten, die in der Zeit zwischen 1976 und 1983 begangen wurden.
Von den 54 Angeklagten wurden 48 verurteilt, nur sechs freigesprochen. Unter den Verurteilten waren auch Alfredo Astiz und Tigre Acosta, zwei international bekannte Folterer der Diktatur. Sie zeigten während des Prozesses keine Reue.
Zehn der Schuldigen waren schon in früheren Prozessen wegen anderer Menschenrechtsverletzungen zu Haftstrafen verurteilt worden; unter ihnen der ehemalige Marineoffizier Alfredo Astiz.
Er wurde jetzt für die Verschleppung im Jahr 1977 der damals 17-jährigen Schwedin Dagmar Hagelin zu lebenslanger Haft verurteilt.
Dunkle Vergangenheit aufgearbeitet
Die Urteilsverkündung wurde live am Fernsehen übertragen und vor dem Gericht auf einer Grossleinwand gezeigt für all jene, die keinen Zugang zum Verhandlungssaal hatten.
Vier Jahrzehnte nach Beginn der Diktatur hat Argentinien für Gerechtigkeit gesorgt und ist zu einem Vorbild geworden für die Aufarbeitung einer finsteren Vergangenheit.