- Die syrische Regierung hat zusammen mit ihrem Verbündeten Russland Luftangriffe auf die Rebellenprovinz Idlib geflogen.
- Die Region sei von etwa 90 Bombardements getroffen worden. Dazu gab es Beschuss mit Raketen und Artillerie.
- Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet von mindestens vier toten Zivilisten, darunter zwei Kinder.
Es seien «die stärksten Angriffe» seit die Regierung in Damaskus und ihr Verbündeter Russland vor einem Monat eine Offensive angekündigt hatten, teilte die Beobachtungsstelle mit.
Der südliche Teil der Provinz Idlib und auch der Norden der angrenzenden Region Hama seien von etwa 90 Bombardements erschüttert worden. Laut der Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte kam es auch zum Beschuss mit Artillerie und Raketen.
Idlib ist das letzte grosse Rebellengebiet in Syrien. Die Regierung hatte dort in den vergangenen Wochen ihre Truppen zusammengezogen. Mit der Offensive will sie nach eigenen Angaben das ganze Land wieder unter ihre Kontrolle bringen.
Bereits in den vergangenen Monaten hatten syrische Regierungstruppen wichtige Gebiete wieder eingenommen, darunter die lange umkämpfte Region Ost-Ghuta bei Damaskus und den Süden des Landes. Dort gaben die Rebellen zu grossen Teilen kampflos auf.
Ob es sich allerdings um den Beginn einer Grossoffensive handelt, ist unklar. Ein Kommandant der regierungstreuen syrischen Truppen sagte der dpa, die Angriffe beschränkten sich momentan ausschliesslich auf Luftangriffe. Es gebe derzeit keinen Plan, Bodentruppen einzusetzen.
Laut der UNO wird Idlib von rund 10'000 Milizionären kontrolliert. Die meisten von ihnen haben sich islamistischen Gruppierungen angeschlossen. Die UNO warnte wiederholt vor einer humanitären Katastrophe bei einer Armee-Offensive.
Türkei will nicht tatenlos zusehen
Am Freitag war die Türkei bei einem Gipfeltreffen in Teheran damit gescheitert, die Syrien-Verbündeten Russland und Iran von einer Waffenruhe in Idlib zu überzeugen.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Freitagabend auf Twitter geschrieben: «Wenn die Welt vor der Tötung Zehntausender unschuldiger Menschen beide Augen zudrückt, um den Interessen des Regimes zu dienen, werden wir weder von der Seitenlinie zuschauen noch ein solches Spiel mitspielen».
Flüchtlingswelle erwartet
Die Türkei habe in Teheran klargemacht, dass Methoden, die keine Rücksicht auf das Leben von Zivilisten nähmen, nur den «Terroristen» in die Hände spielten, schrieb Erdogan. Die Frage um Idlib müsse «im Geist von Astana» gelöst werden, ohne Schmerz, neue Spannungen und mehr Leiden zu erzeugen.
Die Türkei fürchtet eine Flüchtlingswelle aus Idlid, wo rund drei Millionen Menschen leben. Nach ihrer Niederlage in anderen Landesteilen waren viele Rebellen und ihre Familien nach Idlib gebracht worden.