«Das ist einer der weltweit schlimmsten Orte, wo Gold abgebaut wird», sagt Strafrechtsprofessor Mark Pieth. Er hat die Mine «La Rinconada» in Peru besucht. «Stellen Sie sich eine Favela auf 5200 Metern über Meer vor», so Pieth über die Mine. Tausende Kleinschürfer graben am Fusse eines Gletschers unter widrigsten Bedingungen nach Gold.
Pieth, der zurzeit ein Buch über dreckiges Gold schreibt, erzählt von massiver Umweltverschmutzung. «Das ganze Trinkwasser ist quecksilberverseucht». In der chaotisch gewachsenen Stadt grassierten Gewalt, Prostitution und Frauenhandel. «Wir machen wirklich mit jedem Drecksloch Geschäfte», kommentiert er die Tatsache, dass Gold aus «La Rinconada» auch in der Schweiz verarbeitet wird.
Metalor wehrt sich gegen alle Vorwürfe
Die Goldraffinerie Metalor mit Sitz in der Schweiz bestätigt erstmals gegenüber der «Rundschau», Gold aus der umstrittenen Mine «La Rinconada» bezogen zu haben. Das Unternehmen betont, Metalor kaufe ausschliesslich bei Firmen, welche Menschenrechts- und Umweltauflagen einhalten würden: «Metalor hat ausschliesslich Gold von registrierten und legal schürfenden Minen bezogen.»
Doch: Die peruanischen Behörden haben vor einem Jahr eine 90-Kilo-Lieferung Gold für Metalor gestoppt. Der «Rundschau» liegen die Akten des Falles exklusiv vor. Bei 40 Prozent des Goldes kann der Lieferant nicht erklären, woher es stammt. So fanden Kontrolleure bei einem der angeblichen Abbauorte lediglich eine Kuhweide und keine Mine vor. Oder der angebliche Lieferant war gar nicht mehr im Bergbau tätig.
Justiz ermittelt auch wegen Geldwäscherei
«Offensichtlich hat man fiktive Herkunftsquellen erfunden», kommentiert Pieth die Untersuchungsakten. Für den Staatsanwalt in Peru stammt ein Teil des Goldes deshalb mit «grosser Wahrscheinlichkeit aus illegalem Bergbau».
Der peruanische Staatsanwalt glaubt nicht an einen Einzelfall. Er ist laut Akten überzeugt, dass Metalors Lieferant systematisch illegales Gold in den Handel gebracht hat. Die peruanische Justiz ermittelt auch wegen Geldwäscherei und Bildung einer kriminellen Organisation.
Der umstrittene Lieferant, die Firma Minerales del Sur (Minersur), war ein langjähriger und wichtiger Lieferant der Schweizer Goldschmelze. Metalor hat laut Untersuchungsakten von 2013 bis 2018 über 100 Tonnen Gold im Wert von 3.5 Milliarden Dollar von Minersur verarbeitet.
Julia Büsser von der Gesellschaft für bedrohte Völker kritisiert: «Wir haben Metalor seit Jahren vor dieser Firma gewarnt. Metalor hätte diese Geschäfte viel früher stoppen müssen. Es gab sehr viele Alarmzeichen.»
Obergericht bestätigt die Beschlagnahmung
Seit der Beschlagnahmung bezieht Metalor gemäss eigenen Angaben kein Gold mehr von Goldhandelsgesellschaften in Peru. Deshalb verarbeitet die Raffinerie auch kein Gold mehr aus «La Rinconada».
Metalor schreibt, man sei enttäuscht über die Situation in Peru. Wenn es Anzeichen für Unstimmigkeiten gegeben hätte, hätte Metalor die Geschäftsbeziehung früher gestoppt: «Wir sind sicher, dass Minersur keine kriminelle Organisation ist. Und wir sind überzeugt, dass die Firma kein illegales Gold gewaschen hat.»
Im Gegenteil: Metalor sei überzeugt, dass Minerales del Sur alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten habe. Das zuständige peruanische Obergericht hat am 25. Februar die Beschlagnahmung des Goldes bestätigt. Damit bleibt es bis auf weiteres eingefroren.