In Kairo sind erneut Anhänger und Gegner der Muslimbruderschaft aneinandergeraten.
Bei dem Konflikt seien auch Schüsse gefallen, teilte das Innenministerium mit. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Konfliktparteien auseinanderzubringen, hiess es weiter.
Ausserdem detonierte in der Hauptstadt ein Sprengsatz auf einer Verkehrsinsel. Bei dem Anschlag wurden fünf Insassen eines Busses verletzt. Ein weiterer Sprengsatz konnte offiziellen Angaben zufolge entschärft werden.
Insgesamt forderten die Zusammenstösse bisher drei Todesopfer. Nach Spitalangaben wurde mindestens ein Mann erschossen. Von wem blieb bisher noch offen.
Anschlag als Initialzündung
Die vom Militär eingesetzte Regierung hatte die Muslimbrüder gerade erst als Terror-Organisation eingestuft. Weniger später wurden 16 Anhänger der Bewegung unter dem Vorwurf der Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung festgenommen.
Die Übergangsregierung macht die Muslimbrüder des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi für einen Selbstmordanschlag auf ein Polizeigebäude im Nil-Delta verantwortlich. Bei dem Angriff wurden am Dienstag 16 Menschen getötet und etwa 140 weitere verletzt. Zu diesem bekannte sich die aus dem Sinai operierende Islamistengruppe Ansar Bait al-Makdis. Die Muslimbruderschaft selbst verurteilte die Tat.
Festnahmen im Nil-Delta
Mit der Einordnung als terroristische Vereinigung können die Sicherheitsbehörden jetzt leichter gegen Anhänger vorgehen. Sie können wegen Mitgliedschaft in einer Terror-Gruppe angeklagt werden. Ebenso können Personen belangt werden, die die Organisation finanziell beziehungsweise "in Wort oder Schrift" unterstützen.
Am Donnerstag wurden Muslimbrüder in der Provinz Scharkija im Nil-Delta festgenommen. Sie hätten Flugblätter verteilt und damit zu Gewalt gegen Armee und Polizei angestachelt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, jeder, der an Protesten der Muslimbrüder teilnehme, müsse künftig mit fünf Jahren Gefängnis rechnen.
USA: Kairo geht zu weit
US-Aussenminister John Kerry rief seinen ägyptischen Kollegen Nabil Fahmy an. Dabei habe er Bedenken über die jüngsten Entwicklungen zum Ausdruck gebracht. «Wir sind besorgt über die derzeitige Atmosphäre und ihre möglichen Folgen für den demokratischen Übergang in Ägypten.»
Kerry habe zwar die Anschläge verurteilt, aber auch betont, es brauche einen Prozess, der alle Kräfte des politischen Spektrums einbeziehe, um für Stabilität und demokratischen Wandel zu sorgen. Ägypten ist ein wichtiger militärischer Partner der USA in der krisenanfälligen Region. Ein US-Regierungsvertreter sagte, Ägypten gehe mit der Terror-Einstufung der Muslimbrüder «viel zu weit». Die USA planten dennoch keine Massnahmen dagegen.
Seit September verboten
Die Muslimbrüder sind bereits im September verboten worden. Hunderte ihrer Mitglieder wurden bei Auseinandersetzungen getötet. Derzeit sind zudem Tausende Muslimbrüder inhaftiert, darunter ein Grossteil der Führung.
Die 1928 gegründete Bruderschaft galt bis vor kurzem als die am besten organisierte politische Kraft in Ägypten. Sie schätzt die Zahl ihrer Mitglieder auf bis zu eine Million. Seit ihrem Verbot gehen die Sicherheitskräfte massiv gegen die Islamisten vor.