- In Saudi-Arabien sind zwei Einrichtungen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco mit Drohnen angegriffen worden.
- Dadurch sind Feuer ausgebrochen, die inzwischen aber unter Kontrolle gebracht wurden. Das teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit.
- Die Urheberschaft der Attacken ist noch unklar. Es kommt jedoch immer wieder zu Drohnenangriffen gegen saudiarabische Infrastruktur, die den Huthi-Rebellen zugeschrieben werden.
Wer den Angriff zu verantworten hat, ist noch nicht geklärt. Klar ist: In den vergangenen Monaten hatten die Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen bereits ähnliche Angriffe auf Öleinrichtungen und Flughäfen in Saudi-Arabien für sich reklamiert. Saudi-Arabien bekämpft seit einigen Jahren die Huthis in Jemen.
Kriegsentscheidend sind solche Drohneneinsätze jedoch nicht. Sie ändern nichts an der krassen militärischen Überlegenheit der von den Saudis angeführten Koalition gegen die Huthis, sagt Dhia Muhsin vom Londoner Strategie-Institut: «Die Saudis verfügen über eine ausgebaute Luftwaffe, Flieger-Abwehrsysteme sowie Aufklärungsmittel und werden von den USA unterstützt.»
Dazu kommt: Die Bombenfracht, welche die Drohnen der Huthis transportieren, ist selten über vierzig Kilogramm schwer. Ein Bruchteil dessen, was die unbemannten und bemannten Flugzeuge regulärer Armeen vermögen.
Woher kommen die Drohnen?
Doch symbolisch sind die Drohnen wichtig und wirksam. Denn sie verbreiten im Zielland Angst und Schrecken. Etwa beim Einsatz gegen Öl- oder Gasanlagen in Saudi-Arabien. Und sie können einem übermächtigen Gegner Schmach zufügen nach dem Motto: Ihr mögt stärker sein, aber unverletzlich seid ihr nicht.
Doch woher haben die Huthis auf einmal gleich mehrere Drohnen-Systeme? Aus verschiedenen Quellen, sagt Dhia Muhsin: «Die simpelsten Flugkörper erwarben sie wohl einfach im Internet für wenige hundert Dollar. Andere stammen vom Schwarzmarkt und werden in den von ihnen kontrollierten Norden Jemens geschmuggelt.»
Oft kaufen sie im Ausland Komponenten wie Antriebsmotoren – etwa in Indien, China oder Deutschland, wie der Bericht der UNO-Expertengruppe aufzeigt –, bauen diese dann selber zusammen.
Wenig glaubwürdige Beteuerung der Huthi
Die potentesten Drohnen, jene der Kategorien «Qasef» und neuerdings die noch stärkeren «Samad»-Drohnen, basieren aber offenkundig auf iranischen Modellen. Das zeigen Untersuchungen der Denkfabrik Conflict Armament Research und wird auch von Muhsin bestätigt.
Diese Drohnen verfügen über eine Reichweite von weit über tausend Kilometern. Das heisst: Selbst Angriffe auf die internationalen Flughäfen von Abu Dhabi oder Dubai sind möglich.
Weder die Beteuerung der Huthis, sie hätten die Drohnen in Eigenregie entwickelt und hergestellt, noch die iranische Behauptung, keinerlei Drohnen oder Technologien dazu zu liefern, sind daher glaubwürdig.
Jeder kann sie kriegen
Nun sind die Huthis keineswegs die einzigen, die das bisherige Monopol von Staaten bei Luftangriffen brechen. Sie machen es derzeit bloss am sichtbarsten. Dhia Muhsin spricht von einem Trend unter nicht-staatlichen Akteuren. Von Rebellen-Milizen bis zu Terror-Gruppierungen.
So setzte auch die libanesische Hisbollah schon Drohnen ein – wenn auch nur zu Aufklärungszwecken. Ihnen gleich tut es die Terrormiliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien, die palästinensische Hamas, sowie lateinamerikanische Drogenkartelle.
Die einen sehen deshalb in den Drohnen bereits die Luftwaffe der Armen. Andere nennen sie die Kalaschnikow der Lüfte. Will heissen: Jeder, der sie will, kann sie kriegen.