Zum Inhalt springen
Video
Daniel D., Dschihad-Reisender: «Schläge mit Stromkabeln, Nägel im Essen»
Aus News-Clip vom 25.01.2023.
abspielen. Laufzeit 34 Sekunden.

Dschihad-Reisende Schweizer Terrorverdächtiger klagt über Folter in Nordsyrien

Das Kalifat des IS gibt es nicht mehr. Die Terrormiliz wurde besiegt. Seither sitzen Zehntausende von mutmasslichen Kämpfern in kurdischen Gefängnissen, ihre Angehörigen in Lagern – bei prekären Bedingungen.

Die kurdischen Autonomiebehörden warnen seit Jahren, dass sie die Sicherheit nicht garantieren könnten und fordern die Staaten dazu auf, ihre Landsleute zurücknehmen. Doch die Schweiz will die Kämpfer nicht übernehmen.

Foltervorwürfe

Ein Reporter konnte für die «Rundschau» zwei der drei verbliebenen Schweizer in den Gefängnissen besuchen: die Romands Damian G. und Daniel D. Beide wirken ausgezehrt, klagen über Hunger. Daniel D. beschuldigt ausserdem seine Aufseher der Folter: Stromstösse, Tritte, Schläge mit Kabeln und Gürteln. Sie würden in Autoreifen gesteckt und dann würden sie rumgerollt.  Die Vorwürfe liessen sich vom Reporter vor Ort nicht überprüfen, die Gefangenen wiesen keine sichtbaren Folterspuren auf.

Mensch nah
Legende: Der Dschihad-Reisende Daniel D. berichtet von Gefängnisfolter in Nordsyrien. SRF

Damian G. bezeichnet die Zustände im Gefängnis als Euthanasie. «Sie lassen hier die Leute auf kleiner Flamme sterben. Es ist unmenschlich, so zu sterben.»

Beide stehen im Verdacht, für die Terrormiliz Verbrechen begangen zu haben. Sie sitzen seit vier Jahren ohne Urteil im Gefängnis. Den dritten Schweizer konnte die «Rundschau» nicht treffen. Die Schweiz geht davon aus, dass auch er sich wieder im Gefängnis befindet – nachdem er nach einem Massenausbruch vorübergehend als verschwunden galt.

Schweiz und Kurden dementieren

Der Repräsentant der kurdischen Autonomieverwaltung, Abdulkarim Omar, dementiert: «Es gab nie Folter in unseren Gefängnissen. Natürlich kann man einen Einzelfall nie ganz ausschliessen. Aber wenn wir sowas mitbekommen, würden wir die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.»

Aussen- und Justizdepartement sowie Nachrichtendienst erklären: «Der Bund hat keine Kenntnis von Foltervorwürfen.»

Wohin mit den Kindern?

Seit 2018 festgesetzt ist die Lausannerin Selma S. mit ihrer sechsjährigen Tochter. Die beiden leben im Camp Roj. Der Bundesrat wäre bereit, die Tochter zurückzuholen – allerdings ohne die Mutter.

Video
Franz Grüter, Nationalrat SVP/LU: «Wenn jemand nicht Schuld ist an einer solch misslichen Situation, dann sind das sicher die Kinder»
Aus News-Clip vom 24.01.2023.
abspielen. Laufzeit 43 Sekunden.

Diese harte Haltung stösst zunehmend auf Unverständnis. Die «Rundschau» sprach mit den Präsidenten der Aussenpolitischen Kommissionen von National- und Ständerat. Der Luzerner Nationalrat Franz Grüter (SVP) sagt: «Also wenn jemand nichts dafür kann für so eine missliche Situation, dann sind das sicher die Kinder.» Mitte-Ständerat Pirmin Bischof sieht es ähnlich: «Die Schweiz müsste wohl das Dossier neu anschauen. Man kann nicht ein Kind allein in die Schweiz zurücknehmen. Das Kind von der Mutter zu trennen, ist keine Lösung.»

Video
Pirmin Bischof, Ständerat Die Mitte/SO: «Das Kind von der Mutter zu trennen, ist keine Lösung»
Aus News-Clip vom 24.01.2023.
abspielen. Laufzeit 28 Sekunden.

Die Linke sieht das schon lange so. Nationalrätin Sibel Arslan: «Ich fordere, dass dieses Kind sofort in die Schweiz gebracht wird, mit der Mutter. Und dass die Mutter, die sich dem IS angeschlossen hat, hier ihre Strafe absitzen muss.»

Video
Sibel Arslan, Nationalrätin Grüne/BS: «Ich fordere, dass dieses Kind sofort in die Schweiz gebracht wird, mit der Mutter. (...)»
Aus News-Clip vom 24.01.2023.
abspielen. Laufzeit 34 Sekunden.

Die Mutter schildert gegenüber der Rundschau, dass ihre Tochter inzwischen realisiert hat, dass sie eingesperrt lebt. «Ich hasse den IS mehr als alles andere. Sie haben mein Leben zerstört.» Sie sei auf die IS-Propaganda hereingefallen. Das sei dumm und naiv gewesen.

Video
Selma S., Dschihad-Reisende: «Ich hasse ISIS mehr als alles andere. Sie haben mein Leben zerstört»
Aus News-Clip vom 25.01.2023.
abspielen. Laufzeit 22 Sekunden.

SRF Rundschau, 25.01.2023, 20:05 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel