Vom 24. 7. bis 9. 8. 2020 werden in Tokio die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Einen Monat später (vom 25. 8. bis 6. 9.) veranstaltet die weltweit grösste Metropole dann die Paralympics. Ein Jahr vor den Spielen sei man auf Kurs, meinen die Organisatoren. Selbst das neue Olympiastadion mit seinen 60'000 Plätzen sei bereits zu 90 Prozent fertiggestellt, hält das Organisationskomitee fest. Nach 1964 erhielt Tokio bereits zum zweiten Mal die Vergabe der prestigeträchtigen Spiele.
Medaillen aus Elektroschrott
Die Sommerspiele 2020 sollen nachhaltig sein, betont Tokios Gouverneurin Yuriko Koike. Gold, Silber und Bronze für die rund 5000 olympischen und paralympischen Medaillen stammen aus Elektroschrott, wie beispielsweise aus alten Mobiltelefonen. Bis diesen Frühling wurden fast 79’000 Tonnen Elektroschott an den Sammelstellen abgegeben. Laut den Verantwortlichen könne daraus 32kg Gold, 3‘500kg Silber und 2‘200kg Kupfer für die Medaillen gewonnen werden.
Gold wird nur verhältnismässig wenig gebraucht, da die Goldmedaillen lediglich vergoldet sind. Masako Konishi vom WWF Japan lobt die Spiele was den CO2-Ausstoss betrifft, doch bei der Beschaffung etwa von Meeresfrüchten für die Verpflegung oder von Holz für den Bau sei die Nachhaltigkeit ungenügend.
Barrierefreie Infrastruktur
Die Kosten für die Spiele sind immens. Das offizielle Budget beträgt derzeit rund 12.6 Milliarden Franken. 5.6 Milliarden Franken davon trägt die Stadt Tokio. Das Geld sei jedoch vernünftig investiert, meint Koike. Gerade die Paralympics würden ein Sprungbrett für eine barrierefreie Infrastruktur sein, von der auch die alternde Gesellschaft profitiere, mit der Japan bereits heute zu kämpfen hat. Die Spiele werden an insgesamt 43 Orten ausgetragen, acht Austragungsstätten wurden für eine permanente Nutzung neu gebaut, 25 bestehende Anlagen erneuert und zehn Anlagen temporär erstellt. Die permanent erstellten Anlagen sollen nach den Spielen für andere Wettkämpfe oder als Trainingsanlagen dienen.
Sorge vor verstopften Bahnen
10 Millionen zusätzliche Touristen erwartet die Stadt. Die meisten davon während der Spiele. Dies bringt den öffentlichen Verkehr an die Grenzen. Schon jetzt pendeln innerhalb der Stadt Tokio jeden Tag acht Millionen Menschen, während den Spielen sollen es zusätzliche 650‘000 Personen sein.
Als Gegenmassnahme zu den sonst schon überfüllten Bahnen hat die Stadtverwaltung die Firmen aufgerufen, Telearbeit auszubauen und flexiblere Arbeitszeiten zu ermöglichen. Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und ruft ihre Mitarbeiter auf, während der Spiele nicht zwischen 8 und 10 Uhr morgens zur Arbeit zu pendeln. Während sich die einen Bewohner vor zusätzlichen Staus und vollgestopften Zügen fürchten, freuen sich die andern über die Austragung der Spiele.
Für 2800 Franken an die Eröffnungsfeier
Im Juni fand die erste Staffel des Ticketverkaufs statt. Fast zehnmal mehr Japaner wollten Tickets als zur Verfügung standen. Die 3.22 Millionen Tickets der ersten Staffel wurden daher ausgelost. Die Ticketpreise für Randsportarten sind ab rund 20 Franken zu haben. Ein guter Platz bei der Eröffnungsfeier schlägt jedoch mit bis 2800 Franken zu buche. Insgesamt sollen die Einnahmen aus dem Ticketverkauf rund 800 Millionen Franken betragen. Die restlichen Kosten des Milliardenbudgets tragen Sponsoren und nicht zuletzt die Steuerzahler.