- Bei zwei Selbstmordattentaten im Zentrum der tunesischen Hauptstadt ist ein Polizist getötet worden.
- Mindestens acht Personen wurden verletzt.
- Zudem schüren ernste gesundheitliche Probleme von Staatschef Béji Caïd Essebsi Sorgen um Tunesiens politische Stabilität.
Bei den Bombenanschlägen auf die Polizei und die Nationalgarde in der Hauptstadt Tunis habe sich ein erster Selbstmordattentäter in der Nähe der historischen Altstadt in die Luft gesprengt, auf der Hauptverkehrsstrasse Avenue Habib Bourguiba, an der auch das Innenministerium liegt. Ein zweiter Attentäter tat dasselbe nahe einer Polizeistation.
Die Anschläge erfolgten innerhalb einer halben Stunde. Bei beiden Tätern habe es sich um Männer gehandelt, sagte ein Ministeriumssprecher. Nach Angaben der Anti-Terror-Staatsanwalt trugen sie Sprengstoffwesten. Zu den Taten bekannte sich vorerst niemand.
Panik und Chaos
Nach dem Anschlag auf der Avenue Habib Bourguiba spielten sich dort chaotische Szenen ab. Einige Passanten fielen in Ohnmacht, andere flohen in Panik. Sicherheitskräfte schlossen Geschäfte und Büros. Am Anschlagsort versammelten sich einige aufgebrachte Bürger und machten ihrem Unmut über die Behörden Luft.
Regierungschef Youssef Chahed hob hervor, dass sich die Anschläge mitten in der Urlaubssaison im stark vom Tourismus abhängigen Tunesien ereigneten. «Es war eine feige Operation von Terroristen, um Tunesien, die Wirtschaft und den demokratischen Wandel zu destabilisieren», sagte der Ministerpräsident. Der «Krieg» gegen solche Extremisten sei für Tunesien «eine Frage von Leben und Tod».
Tunesien gilt als eines der wenigen Länder, in dem im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 ein demokratischer Wandel gelang. Seit dem politischen Umbruch wurden in dem nordafrikanischen Land allerdings dutzende Menschen bei Anschlägen getötet. Die meisten Opfer waren Touristen oder Sicherheitskräfte.
Essebsi in «kritischem, aber stabilem Zustand»
Die Anschläge erschüttern Tunesien kurz vor der für den 6. Oktober anberaumten Parlamentswahl und der für den 17. November geplanten Präsidentschaftswahl. Amtsinhaber Essebsi hatte im April seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt.
Am Donnerstag teilte sein Berater Firas Guefrech via Twitter mit, der 92-jährige Staatschef befinde sich in «kritischem, aber stabilem Zustand» im Spital. Laut Präsidialamt wurde Essebsi wegen einer «schweren Krankheit» ins Militärspital in Tunis verlegt. Tunesischen Medienberichten zufolge soll Parlamentspräsident Mohamed Ennaceur in Essebsis Abwesenheit die Rolle des Interimspräsidenten übernehmen.