Mitte April ist der Preis für Erdöl in den USA erstmals in der Geschichte für kurze Zeit ins Negative gekippt. Auch das im Nordatlantik geförderte norwegische Öl hat einen grossen Teil seines Preises eingebüsst. Grund dafür ist die Coronakrise, welche zu einem globalen Einbruch bei der Nachfrage geführt hat.
Für Norwegen, Europas grössten Ölexporteur, hat das weitreichende Folgen. Statt wie immer in den letzten 15 Jahren von den Überschüssen des Petroleumgeschäftes profitieren zu können, müssen nun erstmals die Reserven des staatlichen Ölfonds angezapft werden, um die Corona-bedingten Steuerausfälle im Land auszugleichen.
Die Coronakrise dürfte damit eine Wende in der norwegischen Ölwirtschaft vorwegnehmen, welche Kritiker der umfassenden Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas schon seit Längerem fordern.
Dazu gehört der erstmalige Verzicht auf die Erschliessung von Ölfeldern nördlich des Polarkreises sowie eine verstärkte Ausrichtung auf ethisch vertretbare Engagements des Staatsfonds. Dessen Investitionen in klimaschädliche Energieträger und auch Rüstungsindustrien hatten zuletzt wiederholt für grosse Debatten in Norwegen geführt.
Dabei macht Norwegen an Land schon vor, wie es nach einem dereinstigen Aussteigen aus dem Erdölgeschäft funktionieren könnte. Dank der starken eigenen Wasserkraft ist der Strom in Norwegen schon heute zu hundert Prozent fossilfrei.
Hinzu kommt, dass fast 60 Prozent der in Norwegen verkauften Autos unterdessen ohne Benzin betrieben werden, wobei Elektroautos steuerfrei gekauft werden können.
Norwegen kann sich diese proaktive Umstellung auf fossilfreie Energien leisten – nicht zuletzt wegen der reichlich vorhandenen Überschüsse aus der Ölwirtschaft.