Härtere Sanktionen hätten keinen Einfluss auf die Regierung in Pjöngjang, stattdessen könnten sie aber das Leiden der Bevölkerung deutlich vergrössern könnten. Das sagte Russlands Präsident Wladimir Putin auf einem Treffen der fünf grossen Schwellenländer in China.
Zugleich forderte der russische Präsident alle Beteiligten dazu auf, im Atomkonflikt mit Nordkorea die Ruhe zu bewahren. «Eine Intensivierung der militärischen Hysterie führt zu nichts Gutem. Es könnte in einer globalen Katastrophe münden», sagte Putin.
Es gibt keinen anderen Weg – ausser dem gewaltfreien.
Russland tritt hier als international als Schlichter auf, giesst aber gleichzeitig Öl ins Feuer. So eröffnete etwa Russland im Mai zusammen mit Nordkorea nach fünfjährigen Bauarbeiten eine Bahnlinie zwischen den beiden Ländern.
Auch gibt es zwischen dem russischen Wladiwostok und dem nordkoreanischen Najin eine Fährverbindung. Zudem arbeiten laut Schätzungen von Experten in Russland rund 40'000 Nordkoreaner. Diese werden auch als «Regime-Sklaven von Pjöngjang» bezeichnet. Das, weil sie den Grossteil ihres Lohnes nach Nordkorea abführen müssen. Diese Gelder stellen für Kims Regime eine wichtige Einnahmequelle dar.
Russland fühlt sich auch bedroht
Auch am Bau des Stadions für die Fussball-WM in St. Petersburg wirken viele Nordkoreaner mit. Zudem hat der Kreml Kim Jong Un Milliardenschulden erlassen. Und es fällt auf, dass Russland in der UNO neu Sanktionen viel öfters bremst als China.
Der russische Aussenminister Sergei Lawrow begründete das gegenüber dem amerikanischen Sender «NBC» so: «Forderungen, die unserer Ansicht nach die Wirtschaft des Landes beinahe ersticken würden, gehen zu weit.» Zudem sagt er: «Unsere sehr gute Informationen besagen, dass Nordkorea bislang noch keine Interkontinentalraketen abgeschossen hat.»
Manche russischen Experten sind überzeugt, dass kein Weg daran vorbeiführt zu akzeptieren, dass Nordkorea eine Atommacht ist.
Trotzdem fühlt sich Russland auch bedroht vom nordkoreanischen Atom- und Raktetenprogramm. Der einflussreiche Aussenpolitiker Michail Margelow sagte im Frühsommer gegenüber Radio SRF: «Die grösste russische Stadt in Fernost, Wladiwostok, liegt nur 100 Kilometer von der Grenze entfernt.» Man glaube aber nicht, dass Nordkorea plane, Russland anzugreifen.
Eine Intensivierung der militärischen Hysterie führt zu nichts Gutem. Es könnte in einer globalen Katastrophe münden.
Auch Nordkorea richtet seine Aufmerksamkeit vermehrt auf Russland. Denn die politischen Kontakte Nordkoreas zum eigentlichen Handelspartner China sind zurzeit unterkühlt und rar, weil China verstärkt Druck auf Kim Jong Un ausübt.
Die alte Rivalität zwischen Russland und China um Nordkorea aus der Zeit von Stalin und Mao seien wieder erwacht, sagt Christopher Green, Nordostasien-Experte der Brüsseler Denkfabrik Crisis Group.
Für das bedrängte und isolierte Kim-Regime sei das ein entscheidender Vorteil. Es kann nun die beiden Grossmächte, welche um Einfluss buhlen, gegeneinander ausspielen. Zudem wisse Nordkorea, dass das Land sich auf einen Partner verlassen könne, egal wie gross der internationale Druck wird.
Moskau will Einfluss gewinnen
Das wachsende russische Interesse an Nordkorea führt dazu, dass Sanktionen weniger gut durchgesetzt werden können. Andererseits könnte Moskau im Konflikt aber auch als Vermittler auftreten. US-Aussenminister Rex Tillerson sagte vor den Medien, dass man mit den Russen darüber spreche und sie bitte, sich stärker zu engagieren.
Green zweifelt allerdings daran, ob Russland über genügend Gewicht verfügt, um Nordkorea an den Verhandlungstisch zu bringen. Dafür sei das wirtschaftliche Engagement in Nordkorea dann doch zu gering, so der Experte.
Moskaus Interesse liege primär darin, auch in dieser Weltgegend als einflussreiche Grossmacht dazustehen und auf der politisch-diplomatischen Bühne eine Schlüsselrolle zu spielen. Damit wollten die Russen klar machen, dass auch hier nicht der Westen, aber auch nicht China alleine den Takt angibt.