- Bei einer Serie von Erdbeben in Albanien sind Dutzende Menschen verletzt worden.
- Das heftigste Beben hatte nach Angaben des albanischen Verteidigungsministeriums eine Stärke von 5.8. Die US-Erdbebenwarte gab die Stärke mit 5.6 an.
- Kurz nach Mitternacht kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4.8.
Bis zum späten Samstagabend war die Zahl der Verletzten auf mindestens 108 angestiegen. Dies berichten örtliche Medien unter Berufung auf die Gesundheitsdienste.
In einer ersten Bilanz der Regierung hiess es nach einer Krisensitzung in der Nacht zum Sonntag, dass mindestens 293 Häuser beschädigt worden seien, zudem seien an 20 Wohngebäuden Risse registriert worden.
«Ich war wie erstarrt, als plötzlich das ganze Gebäude wackelte – dachte aber, dass würde schon vorbeigehen», sagt ein Augenzeuge aus Tirana zu SRF News. Er habe aber schnell gemerkt, dass es dann doch keines der sonst üblichen kleineren Beben ist und sei aus dem Haus gerannt.
«Die Menschen hatten Panik und die Kinder weinten.» Nach rund zehn Sekunden sei das Beben vorbeigewesen – nach und nach wieder Ruhe eingekehrt. «Wollten anfangs viele aus Angst die Nacht im Freien verbringen, sind dann doch alle wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt», so der Augenzeuge.
Keine 24 Stunden später ginge das Leben in Tirana wieder seinen gewohnten Lauf. «Die Menschen sitzen heute in Cafés oder Restaurants und gehen einkaufen – so wie an jedem anderen Sonntag auch.» Vielfach sei die Panik der Erleichterung gewichen, noch einmal glimpflich davongekommen zu sein.
Beben auch in Nachbarländern zu spüren
Das stärkste Beben der Serie ereignete sich am Nachmittag kurz nach 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Weitere Beben mit Stärken zwischen 4.7 und 5.1 folgten. Laut dem Ministerium befand sich das Epizentrum des ersten Bebens unweit vom Kap Rodon nördlich der Hafenstadt Durrës. Das Ministerium sprach vom schwersten Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten.
Medien zufolge lösten die Erdstösse Panik vor allem in Durrës und Tirana aus. Menschen liefen erschrocken in grosser Zahl auf die Strasse. Die Stadtverwaltung von Tirana bekräftigte, dass Nofall-Team in der gesamten Stadt zur Verfügung stehen würden, wenn sie benötigt werden sollten.
Fotos zeigen starke Gebäudeschäden – etwa an der Geologie-Fakultät in Tirana. Herabgefallene Steine und andere Trümmerteile zerstörten dort Autos. An einem anderen Gebäude in Tirana war ein vertikaler Riss über mehrere Etagen zu erkennen.
Die Beben waren auch in den Nachbarländern Montenegro und Nordmazedonien zu spüren, wie es in Medienberichten aus den beiden Ländern hiess.
Die Gesundheitsministerin besuchte die Notaufnahme des Unfallkrankenhauses in Tirana. Fälle von ernsthaften Verletzungen habe sie nicht gesehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ATA.
Ministerpräsident Edi Rama sagte wegen der Erdbebenserie seine Teilnahme an der UNO-Vollversammlung in New York ab. Er unterbrach seine Reise in Frankfurt, um nach Albanien zurückzukehren, wie ATA unter Berufung auf Regierungsstellen berichtete.
Spannungen entladen sich ruckartig
Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Dort bewegen sich Afrikanische und Eurasische Kontinentalplatte aufeinander zu, wodurch sich Spannungen aufbauen, die sich durch Erdbeben ruckartig entladen, wie eine Geophysikerin erklärte. Hinzu kämen sogenannte Mikroplatten wie die Adriatische Platte.
Erdbeben wie die vom Samstag seien dennoch auch im an der Adriaküste gelegenen Albanien nicht an der Tagesordnung. Zuletzt habe es dort am 1. Juni bei Korçë im Südosten des Landes ähnlich heftige Beben gegeben. Es kam zu einem Beben der Stärke 5.2 mit Nachbeben. Auch damals gab es erhebliche Schäden.