Kurz nach dem schweren Erdbeben am vergangenen Freitag hat die Militärjunta in Myanmar die internationale Gemeinschaft zu Hilfe aufgerufen. Die Lage im kriegsgeplagten Land ist äussert schwierig, die Opferzahlen steigen weiter an. Nach und nach wird das Ausmass des verheerenden Erdbebens sichtbar. Derweil klagen die Menschen ausserhalb der Hauptstadt, dass sie im Stich gelassen werden.
Auch Ma Shwe wartet weiterhin auf Hilfe, die 35-jährige Lehrerin lebt in Mandalay: «Am Boden des Hauses gingen Risse auf, eine Wand stürzte ein. Meine 16-jährige Nichte wurde am Kopf getroffen. Sie verlor viel Blut. Niemand kam zu Hilfe. Als wir sie zwei Stunden später endlich ins Spital bringen konnten, war es zu spät. Wir hielten eine kleine Trauerfeier ab und brachten sie daraufhin ins Krematorium.» Ma Shwe sagt, von den Behörden habe sie keinerlei Hilfe erhalten. Internationale Hilfe oder Rettungskräfte habe sie auch noch keine gesehen.
Militärjunta will gut dastehen
Nur selten bittet Myanmars Militärjunta die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Das zeige, wie schlimm die Lage vor Ort ist, sagt Léon de Riedmatten. Der Walliser ist ehemaliger Leiter der Delegation des Internationalen Roten Kreuzes in Myanmar und kennt die politische Situation bestens. Viele Jahre vermittelte er in Myanmar zwischen den Fronten, heute führt er ein Konsortium, das gegen 90'000 Flüchtlinge aus Myanmar versorgt.
«Myanmar ist auf derartige Katastrophen nicht vorbereitet. Dazu versucht das Regime ein besseres Bild von sich zu vermitteln, als es in Wirklichkeit der Fall ist», so de Riedmatten weiter. Das Erdbeben habe ihn völlig überrascht. Erdbeben, noch dazu von dieser Stärke, gebe es in Myanmar nicht oft.
Die internationale Gemeinschaft wird Zeit brauchen – und die Militärjunta wird versuchen, alles zu kontrollieren.
Es bleibe offen, wie sich die Dinge entwickeln – und wie viel internationale Hilfe wirklich möglich ist, sagt de Riedmatten: «Die internationale Gemeinschaft wird Zeit brauchen – und die Militärjunta wird versuchen, alles zu kontrollieren.» Für eine rasche und effektive Hilfe bedeutet das nichts Gutes.