Lisanne van der Schors ist auf dem Weg nach Aleppo, sie koordiniert vor Ort das Büro der Schweizer Nichtregierungsorganisation Medair. Diese ist schon seit Jahren in Syrien aktiv; die Situation vor Ort sei sehr schlecht, schildert sie an einer ebenso schlechten Handy-Verbindung. Zahlreiche Gebäude seien eingestürzt, viele Menschen seien gestorben, viele seien verletzt. Sie höre auch von vielen Spitälern, die nicht genügend medizinisches Material hätten, um die Verletzten zu versorgen.
Van der Schors macht sich zurzeit ein Bild vor Ort, um die Hilfe zu organisieren. Das Gleiche macht auch Wael Darwisch, er arbeitet für Caritas; auch Caritas ist seit Jahren bereits in Syrien präsent.
Seine Handy-Verbindung ist etwas besser. Er ist in Damaskus und erzählt von der Krisenregion: «Das Timing war sehr schlecht.» Aktuell fege noch ein Wintersturm über die vom Erdbeben versehrte Region. Das sei doppelt schlimm, die Kälte ist ein grosses Problem für die Menschen, die vielleicht noch untern den Trümmern lägen, für die Menschen, die ihr Haus verloren hätten und auch für die Rettungskräfte.
Sauberes Wasser ist existenziell
Entsprechend wichtig sind neben Essensrationen nun auch Zelte und warme Decken. Auch Wael Derwisch erwähnt, dass medizinisches Material und etwa auch Ladestationen für Mobiltelefone fehlten. Er betont, wie wichtig aktuell sauberes Trinkwasser sei, denn Syrien leide seit einigen Monaten unter einem Cholera-Ausbruch.
Syrien ist ein kriegsversehrtes Land, mit einer kaputten Infrastruktur und vielen Binnenflüchtlingen. Entsprechend schwierig ist es, an das nötige Hilfsmaterial zu kommen. Die Hilfsorganisationen hätten zum Teil eigene Lager mit entsprechenden Materialien, sagt Derwisch von Caritas. Sie würden auch mit der Regierung zusammenarbeiten, und sie würden vieles auf lokalen Märkten einkaufen. Allerdings reiche das bei weitem nicht, betont Lisanne van der Schors von Medair.
EDA prüft Optionen
Ausländische Hilfe ist bis anhin für Syrien noch nicht wirklich angelaufen. Die Schweizer humanitäre Hilfe ist am Montag mit einem Flugzeug in die Türkei geflogen, aber nicht nach Syrien. Syrien hat unterdessen bei der Schweiz angefragt, aber man habe nicht die Kapazitäten für zwei Rettungskettenstaffeln, schreibt das EDA gegenüber Radio SRF.
Van der Schors geht davon aus, dass ausländische Regierungen in Syrien vor allem Nichtregierungsorganisationen unterstützen würden, die bereits vor Ort aktiv seien.
Sie ergänzt, dass viele Menschen in Syrien auch psychologische Hilfe bräuchten. Nach dem Kriegstrauma ist das Beben für viele ein zweites Trauma. Man kann nur hoffen, dass auch die ausländische Hilfe bald anläuft.