Was ist passiert? In Italien ist die Zahl der Coronatoten gestern auf über 100'000 gestiegen. Italien ist damit das siebte Land nach den USA, Brasilien, Mexiko, Indien, Russland und Grossbritannien, das diese Marke überschreitet. Zudem wurden allein am Montag knapp 14'000 Neuinfektionen gemeldet. Der neue Ministerpräsident Mario Draghi warnte, dass sich die Situation wegen eines Anstiegs bei den Spitalaufenthalten wieder verschlimmern könnte.
Das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich die Lage in Italien zuspitzt.
Wie ist die aktuelle Situation? «Das Virus ist in Italien tatsächlich wieder auf dem Vormarsch», sagt Franco Battel, SRF-Korrespondent in Rom. Alle Zahlen steigen derzeit wieder an: die der Infizierten, die der Spitalpatientinnen und -patienten und die der Leute, die auf Intensivstationen liegen. Auch die Zahl der Todesopfer bleibt hoch. Darum befänden sich viele Regionen seit ein paar Tagen wieder in einem strengeren Shutdown, sagt Battel. «Und zum Beispiel die Schweiz setzt immer mehr italienische Regionen auf ihre Quarantäneliste. Auch das ist ein klares Zeichen dafür, dass sich die Lage in Italien zuspitzt.»
Warum steigen die Zahlen wieder? «Eine Ursache ist sicher, dass es hier in Italien nie einen generellen Shutdown gegeben hat in den letzten Monaten, sondern das Land in diverse Zonen und Farben eingeteilt ist», erklärt der Korrespondent. In Rom zum Beispiel könne man bis 18 Uhr auswärts essen. «Wenn ich U-Bahn fahre oder mit dem Bus, dann sehe ich, dass diese öffentlichen Verkehrsmittel zum Teil wirklich sehr gut gefüllt sind, dass da sehr viele Leute auch dicht beieinander sind.» Das alles habe dazu geführt, dass sich das Virus ausgebreitet hat. Ausserdem komme die Impfkampagne auch in Italien nur schleppend voran. Es fehlt nach wie vor an Impfstoff.
Wie reagiert die Politik? Seit einem knappen Monat ist Mario Draghi Ministerpräsident. Vor allem bei Personalentscheiden sei seine Handschrift schon zu erkennen. «Er hat jene Leute ausgetauscht, die im Kampf gegen die Pandemie an vorderster Front stehen, in erster Linie den Kommissar für die Pandemie», erklärt Battel. Auf diesen Posten habe er einen General berufen.
«Offensichtlich will Draghi die Armee für die Impfkampagne nutzen, das heisst, er will vor allem deren Infrastruktur heranziehen.» Aber sonst bleibe vieles beim Alten, sagt er: «Italien hat weiterhin ein Ampelsystem und ist nicht dazu übergangen, über das ganze Land einen Shutdown zu verhängen.»
Wie sieht die Zukunftsperspektive aus? Der Gesundheitsminister Italiens, Roberto Speranza, sagte am Montag, auf Italien warte ein sehr schwieriger Monat April. Das zeigt laut Franco Battel, dass die Behörden damit rechnen, dass die Fallzahlen noch während Wochen ansteigen werden. «Das heisst aber auch: Es wird in absehbarer Zeit weitere Einschränkungen geben.»