Von offizieller Seite gibt es bisher keine Informationen: Kasachstans Vize-Regierungschef Qanat Aldabergenuly Bosymbajew fordert, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden nach Abschluss der Arbeiten «selbstverständlich» veröffentlicht. Momentan kursieren verschiedene Theorien:
- Azerbaijan Airlines führte den mutmasslichen Schaden an dem Flugzeug in ersten Äusserungen auf die mögliche Kollision mit einem Vogelschwarm zurück. Der Luftfahrtexperte Heinrich Grossbongardt hält dagegen Nebel oder ein Vogelschwarm als Absturzursache für unwahrscheinlich. «Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von aussen», sagte er der ARD-Tagesschau. «Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird, da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.»
- Russische Militärblogger schlossen eine andere Erklärung nicht aus: Das Flugzeug könnte über dem Nordkaukasus in Zonen geraten sein, in denen am Mittwochmorgen ukrainische Drohnen bekämpft worden seien. Dazu gab es jedoch keine offizielle Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums, das üblicherweise die Bekämpfung von einfliegenden Drohnen meldet. «Zurzeit läuft eine Untersuchung, jeder Vorfall in der Luftfahrt muss von spezialisierten Luftfahrtbehörden untersucht werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. «Es wäre falsch, eine Hypothese aufzustellen, bevor die Schlussfolgerungen der Untersuchung vorliegen.»
- In der ukrainischen Hauptstadt Kiew vertrat der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, die Ansicht, die Maschine sei auf ihrem Weg nach Grosny von der russischen Flugabwehr beschossen und beschädigt worden. Einen Beweis für seine Behauptungen erbrachte er nicht.
Völlig unklar war, ob Drohnen oder Geschosse zur Abwehr von Drohnen überhaupt in den Vorfall verwickelt waren. Die Ukraine wehrt sich seit fast drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und nimmt immer wieder vor allem mit Drohnen militärische Ziele in dem Nachbarland ins Visier. Inzwischen erreichen ukrainische Drohnen auch den Kaukasus.
Pilot signalisierte Notlage
Aus noch unbekannten Gründen nahm das Flugzeug kurz vor dem Landeanflug Kurs in Richtung Kaspisches Meer. Dort signalisierte der Pilot nach Angaben der kasachischen Agentur Tengrinews eine Notlage – in Pilotenkreise als «emergency squawk 7700» bekannt.
Eine mögliche Erklärung gibt der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev. Die Maschine habe wegen schlechter Wetterbedingungen nicht in Grosny landen können und deshalb Kurs auf einen Ausweichflughafen genommen.
Aber: Der Internet-Flugzeugtracker Flightradar24 analysierte, dass die beschädigte Maschine die letzten 74 Minuten nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen sei.