- Kathy Hochul wird Gouverneurin von New York. Sie übernimmt heute Dienstag als erste Frau die politische Führung der wichtigen Region mit knapp 20 Millionen Einwohnern und der gleichnamigen US-Metropole.
- Hochul folgt auf den nach dem Skandal um sexuelle Belästigungen zurückgetretenen Gouverneur Andrew Cuomo.
- Sie vertritt den eher konservativen Flügel der Demokraten in New York und war seit 2015 Stellvertreterin von Cuomo, der sich in seiner dritten Amtszeit befand.
Hochul hatte mehr Transparenz und eine bessere Arbeitsatmosphäre in den höchsten Regierungskreisen als zu Zeiten ihres Vorgängers versprochen. Für zwei der höchsten Berater-Positionen wählte sie zwei profilierte Frauen, Karen Persichilli Keogh und Elizabeth Fine. Für nächstes Jahr plant Hochul eigenen Aussagen zufolge eine Kandidatur für eine komplette Amtszeit.
Sie fühle sich «geehrt, als 57. Gouverneurin von New York vereidigt worden zu sein», schrieb die Gouverneurin in der Nacht auf Twitter:
Am Dienstag stand eine Zeremonie mit ihrer Familie auf dem Programm und dann eine Ansprache an die Bevölkerung. Dem Sender WGRZ sagte Hochul, sie sei bereit für ihre neue Aufgabe. Sie spüre aber auch die Verantwortung auf ihren Schultern.
Riesige Herausforderungen
Auf die neue Gouverneurin warten grosse Aufgaben. Die Covid-Fallzahlen im Bundesstaat stiegen in den letzten Tagen wieder stark an, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch wie noch vor zwei Jahren und tausende Haushalte laufen Gefahr ihr Zuhause zu verlieren, sollte der Corona bedingte Räumungsschutz des Staates demnächst auslaufen. Nicht zuletzt ist Hochul gefordert, nach der Ära Cuomo eine neue Regierungskultur in New York zu etablieren. «Ich gehe anders an Regierungsgeschäfte heran», sagte sie vergangene Woche in Queens und versprach, dass niemand das von ihr künftig geschaffene Arbeitsklima jemals als «giftig» bezeichnen würde.
Klima der Angst
Die Stimmung im Umfeld ihres Vorgängers Andrew Cuomo war in einem Bericht als für Frauen «feindlich» und als «Klima der Angst» beschrieben worden. Cuomo war vor zwei Wochen nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten – nachdem ihm eine offizielle Untersuchung die sexuelle Belästigung mehrerer Frauen vorgeworfen hatte. Auch US-Präsident Joe Biden hatte daraufhin seinen Rücktritt gefordert. In einer Abschiedsansprache am Montag bezeichnete der gefallene demokratische Hoffnungsträger den Skandal als «nicht fair». Es habe «Momente intensiven politischen Drucks und Medienrummels» gegeben, die zu einem schnellen Urteil geführt hätten. Schuld bei sich sieht Cuomo trotz der Aussagen vieler Frauen offenbar nicht: «Anschuldigungen müssen immer noch geprüft und bestätigt werden, egal ob von einer Frau oder einem Mann», sagte er. Der Rücktritt wird Cuomos rechtliche Probleme allerdings nicht lösen.