Die Raumsonde Nova-C (Spitzname «Odysseus») der US-Firma «Intuitive Machines» ist in der Nacht auf dem Mond gelandet. Es ist die erste US-Mondlandung seit den Apollo-Missionen vor 50 Jahren und die erste überhaupt eines privaten Unternehmens. SRF-Raumfahrtexperte Michael Weinmann erklärt, was die Landung einer unbemannten Sonde auf dem Mond im Jahr 2024 so speziell macht.
Wie ist die Leistung von «Odysseus» einzuschätzen?
Dass die Sonde ohne Menschen an Bord auf dem Mond gelandet ist, macht die Mission nicht weniger spektakulär. Es ist ein Zwischenschritt auf der bemannten Reise zurück zum Mond – und damit ein grosser Erfolg. Zudem ist es sehr schwierig, auf dem Südpol des Mondes zu landen. Die Landungen bei den Apollo-Missionen der Amerikaner fanden allesamt in der Äquatorregion statt. Der Südpol ist dagegen sehr zerklüftet und es kann schnell passieren, dass die Sonde bei der Landung umkippt und keine Verbindung mehr zur Erde möglich ist.
Die Kommunikation mit dem unbemannten Raumfahrzeug ist herausfordernd. Sehr vieles ist automatisiert und das Gefährt kann nicht einfach von der Erde aus ferngesteuert werden. Bis zum letzten Moment herrscht Unsicherheit, ob das, was man programmiert hat, auch wirklich funktioniert.
Warum ist der Südpol des Mondes so interessant?
Man weiss, dass es an den Polen des Mondes Wasser gibt. Über dieses möchte man mehr erfahren. In Regionen, wo die Krater besonders tief sind, ist noch nie Sonnenlicht vorgedrungen. Es herrschte immer null Grad, alles ist gefroren und gut konserviert. Man erhofft sich nun Erkenntnisse über die Entstehung von Leben und der Ozeane auf der Erde. Wasser könnte auch eine Lebensgrundlage für die langfristige Stationierung von Menschen auf dem Mond sein. Zudem liesse sich damit Wasserstoff als Treibstoff für kommende Missionen generieren, die vom Mond aus starten könnten.
Wird die Raumfahrt zunehmend Privatsache?
An der Mondlandung von «Odysseus» haben verschiedene Akteure mitgearbeitet. Das private Unternehmen Intuitive Machines, dem die Sonde gehört. Daneben waren auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk und die US-Raumfahrtbehörde Nasa beteiligt. Mit Blick auf die Zukunft der Raumfahrt handelt es sich hierbei um eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Zusammenarbeit. Die Kommerzialisierung der Raumfahrt – die teils auch Demokratisierung der Raumfahrt genannt wird – wird sehr stark vorangetrieben.
Die Kooperation mit privaten Unternehmen soll es ermöglichen, Ziele zu erreichen, die die Nasa allein wohl nicht erreichen könnte. Die US-Raumfahrtbehörde kann das Risiko damit auch ein Stück weit «outsourcen»: Wenn eine SpaceX-Rakete ins Meer fällt, ist das nicht das Problem der Nasa – ausser, wenn Elon Musks Unternehmen bankrott geht. Doch nicht nur die Risiken werden auf verschiedene Schultern verteilt, sondern auch die Forschung und Innovation. Die Nasa ist nicht allwissend. Auch andere Länder, Firmen und Forschende können ihren Teil dazu beitragen, die Zukunft der Raumfahrt zu gestalten. Und hier ist der Mond nur ein Zwischenstopp – das Ziel ist der Mars.