Eine Berufsschule in Pernik. Hier, rund 30 Kilometer südwestlich von Sofia entfernt, entstehen köstliche bulgarische Gerichte. Die Schule funktioniert seit kurzem wie eine Berufsschule in der Schweiz. Auf jeder Koch-Mütze prangt ein kleines Schweizer Kreuz.
Berufsausbildung nach Schweizer Vorbild
Früher gingen bulgarische Lehrlinge nur zur Schule. Heute arbeiten viele von ihnen drei Tage pro Woche in einem Betrieb. Rund drei Millionen Franken hat die Schweiz für den Aufbau dieses «dualen Systems» ausgegeben. «Domino» heisst die Berufsausbildung nach Schweizer Modell in Bulgarien.
Es ist eines der Vorzeigeprojekte, die mit den ersten 1.3 Milliarden Franken Schweizer Entwicklungshilfe für ärmere EU-Länder finanziert wurden.
«Wir sammeln dank diesem System praktische Berufserfahrung. Egal, wo wir nach der Lehre eine Stelle bekommen, sind wir sicher, dass wir sofort als Köche arbeiten können», erzählt eine Lernende.
Auch die Schulleiterin, Maria Gertschewa, lobt, dass die Lernenden drei Tage pro Woche im Lehrbetrieb arbeiten: «Dieses Projekt gibt den Lehrlingen die Chance, ins reale Berufsleben einzutauchen. Die Arbeitgeber dagegen können so die besten Leute auswählen, mit denen sie in Zukunft arbeiten wollen.» Das sei die Zukunft der Berufsbildung, ist sie überzeugt.
Die Herausforderung war es, Schulen und die Firmen zur Zusammenarbeit zu motivieren.
Der Schweizer Projektleiter Roland Python erklärte den Bulgaren im Auftrag des Bundes, wie Schweizer Berufsschulen funktionieren.
Er erinnert sich: «Die Herausforderung war es, Schulen und die Firmen zur Zusammenarbeit zu motivieren. Und dann musste auch noch das bulgarische Gesetz geändert werden für die neue Funktionsweise der Berufsschulen und Lehrbetriebe.»
Grosses Interesse an Fortführung
Unterstützung erhielt das Projekt von der bulgarisch-schweizerischen Handelskammer. Doch kann sie garantieren, dass es weiterläuft, wenn das Schweizer Geld ausbleibt?
«Garantien sind schwierig zu geben – immer. Ich glaube, die wichtigsten Voraussetzungen sind schon getan. Also die Institutionen sind bereit zu helfen und zu arbeiten», sagt Vassil Radoynovski von der bulgarisch-schweizerische Handelskammer. Ein Problem sieht er in der Sicherung der Qualität der Ausbildung.
Ortswechsel. Wir treffen unsere Lehrlinge wieder im Luxus-Hotel «Sense» in Sofia. Petya Evtimova, die bulgarische Projektleiterin, zieht dort Bilanz.
Bereits 32 Berufsschulen nach Schweizer Modell
«Es gibt gute duale Berufsschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber die Schweiz kam und hat gesagt, wir helfen euch, wenn ihr das einführen wollt», sagt die die bulgarische Projektleiterin. Die Interessen der Schweiz und von Bulgarien hätten sich im richtigen Moment getroffen.
Mittlerweile bilden schon 32 Berufsschulen in 19 Städten Bulgariens Lehrlinge nach dem Schweizer Modell aus.