- Die Regierungskoalition der Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir hat ihre Mehrheit bei der Parlamentswahl in Island behauptet. Allerdings verschieben sich die Kräfteverhältnisse unter den Bündnispartnern deutlich.
- Während Jakobsdóttirs Links-Grüne Bewegung nur noch auf acht statt elf Mandate kommt, konnte der kleinere ihrer beiden Koalitionspartner, die bäuerlich-liberale Fortschrittspartei, gleich fünf Sitze im Parlament Althing dazugewinnen.
- Stärkste Kraft bleibt die dritte Partei der Koalition, die konservative Unabhängigkeitspartei des Finanzministers und Ex-Regierungschefs Bjarni Benediktsson.
Im Althing, das zu den ältesten Parlamenten der Welt zählt, sind 32 der 63 Sitze für eine Mehrheit notwendig. Jakobsdóttirs ungewöhnliches Links-rechts-Bündnis kam nach vorläufiger Auszählung aller Stimmen am Sonntagvormittag gemeinsam auf rund 37 Sitze. Die Mehrheit der Koalition bleibt somit stabil – allerdings ist unklar, ob die drei Parteien weiter gemeinsam regieren wollen.
Vor der Wahl am Samstag hatten ihre Parteichefs jedoch erklärt, dass es ihre erste Option sei, über eine weitere Regierungszusammenarbeit zu sprechen.
Corona-Krise gut gemeistert
Island hatte vor der letzten Parlamentswahl 2017 mit mehreren politischen Skandalen zu kämpfen gehabt. Unter Jakobsdóttir waren in den vergangenen vier Jahren Ruhe und Stabilität eingekehrt, auch die Corona-Krise meisterte die Nordatlantik-Insel mit ihren rund 360'000 Einwohnern im europäischen Vergleich sehr gut. Jakobsdóttir ist auch bei Wählern anderer Parteien beliebt. Allerdings hatten ihr manche übel genommen, dass ihre Links-Grünen eine Koalition mit Parteien deutlich weiter rechts eingegangen waren.
Den vorläufigen Zahlen zufolge werden die Links-Grünen nun nur noch drittstärkste Kraft mit rund 12.6 Prozent – 2017 waren es noch 16.9 Prozent gewesen. Sie werden demnach von der Fortschrittspartei überholt, die nach starken Zugewinnen auf etwa 17.3 Prozent kommt und somit der unbestrittene Wahlsieger ist. Benediktssons Konservative bleiben stärkste Kraft mit knapp 24,4 Prozent.