Das Wichtigste in Kürze
- Der Sportausschuss des Europarats hat Anfang Dezember die Schaffung einer politischen Aufsicht über internationale Sportverbände einstimmig genehmigt.
- Ein Gremium soll künftig die Einhaltung der Governance-Kriterien, etwa Demokratie, Transparenz, Rechenschaftspflicht, bei Entscheidungen von Sportverbänden überwachen.
- Die Fussballweltverband versucht dies mit intensivem Lobbying zu verhindern. Mit Erfolg: Die Schweizer Europaratsdelegierten stehen nach der Abstimmung im November nun plötzlich geeint hinter der Fifa, sagt ein Nationalrats-Mitglied.
- Am 24. Januar wird der gesamte Europarat über die Resolution und die darin enthaltene Forderung abstimmen.
Anne Brasseur ist Präsidentin des Sportausschusses des Europarats und hat die Fifa letztes Jahr im Bericht «Good Governance in Football» detailliert unter die Lupe genommen. Die Luxemburgerin und ehemalige Präsidentin des Europarats hat entlassene Fifa-Reformer getroffen, Akten studiert und sich mit der Fifa-Spitze um Präsident Gianni Infantino über die konkrete Umsetzung der Reformen beim Fussball-Weltverband ausgetauscht.
Nun soll ein Aufsichtsgremium geschaffen werden, das über internationale Sportverbände wie die Fifa oder die UEFA wacht, wie Brasseur gegenüber der Rundschau bestätigt. «Dieses Gremium soll in Zusammenarbeit mit der EU und dem Europarat die Einhaltung der Governance-Kriterien bei Sportverbänden überwachen», so Brasseur.
Was bisher nicht bekannt war: Im Dezember 2017 hat der Sportausschuss des Europarats die Schaffung einer politischen Aufsicht über die Sportverbände einstimmig genehmigt. Am 24. Januar wird der gesamte Europarat über die Resolution und die darin enthaltene Forderung abstimmen.
Fifa: «Europarat-Bericht ist unfair»
Im aktuellen Gegenbericht der Fifa schreibt der Weltfussballverband: «Die Fifa hat in den letzten zwei Jahren viele Stunden harter Arbeit investiert und viele konkrete Massnahmen umgesetzt, die zu grossen Veränderungen führten.»
Zudem schreibt die Fifa im Vorfeld der Europarats-Abstimmung an die Politiker: «Die Fifa findet den Europarat-Bericht unfair. Er würdigt die Veränderungen innerhalb der Fifa nicht genügend.»
Fifa-Lobbying im Bundeshaus
Die Fifa versucht derzeit mit intensivem Lobbying, die Schaffung einer politischen Aufsicht zu verhindern. Auch in der Schweiz. So hat der Weltfussballverband in der Wintersession letzten Dezember versucht, Schweizer National- und Ständeräte von der Schädlichkeit des Europarat-Berichts zu überzeugen und konkrete Änderungsanträge einzureichen.
Lobbying in Hinterzimmern – offenbar mit Erfolg, wie der SVP-Nationalrat und Europaratsmitglied Roland Büchel sagt: «Im Sportausschuss des Europarats wurde die Forderung zur Aufsicht der Fifa einstimmig angenommen. Jetzt gab es aber, offenbar aufgrund des Lobbyings der Fifa, einen Umschwung bei den Schweizer Europaratsdelegierten, die jetzt fast geeint hinter der Fifa stehen.»