Wer soll mit Stickstoff hingerichtet werden? Ein heute 58-Jähriger, der sich im März 1988 für 1000 Dollar auf einen Auftragsmord eingelassen hatte, soll mittels Stickstoff exekutiert werden. Eigentlich sollte der Mann bereits im Jahr 2022 hingerichtet werden. Die Exekution mittels Giftspritze scheiterte jedoch. Dem Gefängnispersonal gelang es damals nicht, die Kanüle in seinen Arm zu legen. Nun soll es beim zweiten Hinrichtungsversuch klappen. Diesmal mit dem erstmaligen Einsatz von Stickstoff.
Warum wird in Alabama auf eine neue Methode der Hinrichtung gesetzt? Noch nie wurde in den USA – und vermutlich sogar weltweit – jemand mittels Stickstoffhypoxie hingerichtet. Das soll sich am Donnerstag ändern. Laut Patrick Walder, Kampagnenleiter der Schweizer Sektion von Amnesty International, liegt ein Grund dafür bei der Pharmaindustrie in Europa: «Sie wollen ihre Produkte nicht für Hinrichtungen in den USA zur Verfügung stellen. Deshalb versuchen die US-Behörden, Alternativen zu finden.»
Wie funktioniert die Todesstrafe mittels Stickstoff? Bei der ungetesteten Prozedur bekommt eine Person über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt. Die Folge ist der Tod durch Sauerstoffmangel. Innerhalb einer 30-stündigen Zeitspanne von Donnerstag auf Freitag soll der heute 58-Jährige so sterben. 2022 war seine Exekution mit der Giftspritze gescheitert. Vieles ist nicht klar. «Man weiss nicht, wie lange die Hinrichtung dauert, wie lange der Gefangene leiden muss», erklärt Patrick Walder. Unklar ist, ob die Methode schmerzfrei ist.
Was sagen Menschenrechtsaktivisten? Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und Amnesty International warnen, es könnte sich um Folter handeln. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursacht, fehlen nach UNO-Angaben wissenschaftliche Beweise. «Es handelt sich um einen Menschenversuch. Das ist ethisch höchst problematisch», mahnt Patrick Walder.
Wie wird die Todesstrafe andernorts durchgeführt? Die zugelassenen Methoden variieren. In mehreren Bundesstaaten gibt es die Hinrichtung in der Gaskammer oder durch ein Erschiessungskommando – sie kamen in den vergangenen Jahren aber gar nicht zum Einsatz. Zugelassen und vollzogen wurden in den letzten Jahren auch mehrere Hinrichtungen auf dem Elektrischen Stuhl. Die mit Abstand am häufigsten angewandte Methode ist die Exekution mit der Giftspritze. Hypoxie ist neben Alabama sonst nur in Oklahoma und Mississippi erlaubt, wurde bislang aber noch nie in den USA eingesetzt.
Könnte die Hinrichtung noch gestoppt werden? Aufhalten könnte die Exekution noch per Erlass die republikanische Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey. Das halten Beobachter aber für unwahrscheinlich.
Wie ist die Stimmung in den USA gegenüber der Todesstrafe? Eine knappe Mehrheit in den USA unterstützt weiterhin die Todesstrafe für Mörder. Tendenz sinkend. Die Gründe: Das Bewusstsein für Justizirrtümer wächst, und die Diskriminierung im US-Strafjustizsystem ist ein weiterer Aspekt, der viele zur Ablehnung bewegt. So zeigen etliche Studien, dass Mörder von weissen Menschen eher zum Tode verurteilt werden als jene, die schwarze Menschen umgebracht haben.