- Einen Tag nach der Explosion einer Paketbombe in Lyon fahndet die Polizei weiter nach einem Verdächtigen.
- Bei dem Vorfall in der ostfranzösischen Stadt gab es 13 Verletzte.
- Bislang hat sich niemand zu dem Vorfall bekannt.
Nach Behördenangaben war am späten Freitagnachmittag ein Sprengsatz in einer Fussgängerzone der Altstadt explodiert. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Die Ermittler arbeiteten «mit allen Mitteln daran, den Täter schnell zu identifizieren und festzunehmen», sagte Staatsanwalt Rémy Heitz am Samstag vor den Medien in Lyon. Nach einem ersten Zeugenaufruf hätten sich «mehrere Dutzend Zeugen» gemeldet, deren Aussagen derzeit ausgewertet würden. Heitz kündigte die Veröffentlichung weiterer Aufnahmen des Verdächtigen an.
Fahndung nach 30-Jährigem
Die Polizei hatte auf Twitter ein von einer Überwachungskamera kurz vor der Explosion aufgenommenes Bild des Mannes veröffentlicht. Der etwa 30 Jahre alte Mann auf einem schwarzen Mountainbike wurde zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe des Tatorts beobachtet. Die Polizei beschrieb ihn als «gefährlich».
Nach Angaben aus Polizeikreisen enthielt die Bombe Schrauben, Nägel oder Bolzen. Sie sei in einem Papiersack vor einer Bäckerei an der Rue Victor Hugo deponiert worden – einer belebten Fussgängerzone in der Nähe der Place Bellecour im Zentrum der Stadt.
Zwar übernahm die für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Justizministerin Nicole Belloubet betonte jedoch im Fernsehsender BFM, es sei zu früh, um sagen zu können, ob es sich um einen «terroristischen Akt» handle.
Schwache Sprengladung
Der Bürgermeister des zweiten Arrondissements von Lyon, Denis Broliquier, sagte der örtlichen Presse, die Sprengladung sei zu schwach gewesen, um tödlich zu sein. Behördenkreise bestätigten, die Sprengladung sei «relativ schwach» gewesen und aus der Ferne ausgelöst worden.
Bei der Explosion wurden 13 Menschen leicht verletzt. Unter ihnen waren acht Frauen, ein zehnjähriges Mädchen und vier Männer. Elf der 13 Verletzten wurden Staatsanwalt Heitz zufolge in drei umliegende Spitäler eingeliefert. Einige müssten operiert werden, um Splitter zu entfernen, sagte Heitz.
Staatspräsident Emmanuel Macron bezeichnete die Explosion am frühen Freitagabend als «Angriff». Später erklärte er auf Twitter, er «denke an die Verletzten der Explosion in Lyon» sowie an ihre Familien und alle Bewohner der Stadt. «Wir sind an Ihrer Seite», erklärte Macron.
Erhöhte Sicherheitsmassnahmen
Innenminister Christophe Castaner reiste noch am Freitagabend nach Lyon und ordnete erhöhte Sicherheitsmassnahmen auf öffentlichen Plätzen an. Premierminister Edouard Philippe sagte seine Teilnahme an einer Wahlkampfveranstaltung ab. Die Explosion ereignete sich zwei Tage vor der Europawahl.
In Frankreich gab es in den vergangenen Jahren wiederholt tödliche Anschläge, die oft islamistisch motiviert waren. Bei diesen Angriffen starben seit 2015 bereits 251 Menschen.
Lyon liegt im Südosten Frankreichs, es ist die Hauptstadt des Département Rhône und der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Mit mehr als 515'000 Einwohnern ist Lyon die drittgrösste Stadt des Landes nach Paris und Marseille. Im Ballungsraum Lyon leben mehr als zwei Millionen Menschen.