Die Strassen sind schon einige Kilometer vor Beirut mit Scherben übersät. Kaum eine Fensterscheibe hat der Wucht der Explosion standgehalten, verbogene Rollläden hängen in zersplitterten Fensterrahmen, die Menschen stehen geschockt vor ihren Häusern und Geschäften.
Es hat tausende Verletzte. Wir brauchen internationale Hilfe!
In der Innenstadt zeigt sich ein Bild der Zerstörung. Autos liegen unter Trümmern, Menschen – getroffen von Glassplittern – bluten an den Armen, am Kopf, an den Beinen. Wer nicht verletzt ist, rennt anderen zu Hilfe.
«Mein Neffe ist verletzt, ebenso meine Schwester und ihr Chauffeur», sagt ein Mann im wohlhabenden Stadtviertel Ashrafieh. Doch selbst hier habe sie kein Spital aufnehmen können – alle seien komplett überlastet. «Es hat tausende Verletzte. Wir brauchen internationale Hilfe!»
Alles ist zerstört
Das Ausmass des Leids und der Zerstörung ist in der Tat katastrophal. Überall stehen Geschäftsbesitzer vor ihren zerstörten Läden. Nicht nur die Fensterscheiben und Türrahmen sind geborsten, auch das Mobiliar ist zerstört.
Beirut steht unter Angriff – nur von wem wissen wir nicht.
«Beirut steht unter Angriff – nur von wem wissen wir nicht», sagt ein Geschäftsbesitzer im Stadtzentrum. Fassungslos steht er vor einem verwüsteten Raum, in dem er sich zum Glück nicht gerade aufhielt, als die Druckwelle der Explosion diesen Teil der Stadt erreichte.
Libanon in der Krise
Nebenan steht eine Anwältin vor einem zerstörten Bürogebäude. Ihre Kanzlei – ihr Lebenswerk – ist nur noch Schutt und Asche. Wieder von vorne anzufangen wird schwer, denn Libanon befindet sich in der schlimmsten Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem Ende des Bürgerkrieges vor 30 Jahren.
«Ich weiss nicht, was für ein Karma unser schönes Land hat – es ist, als ob wir nochmals den Krieg durchleben. Und ich kann nicht nochmals einen Krieg durchstehen», sagt sie.
Die ganze Nacht suchen Menschen nach verschollenen Verwandten und Freunden, Ambulanzen versuchen durch die verstopften Strassen zu Verletzten zu gelangen.