Was ist passiert? Bei einem mutmasslichen Autobombenanschlag in der Nähe von Moskau ist am Samstagabend die Lenkerin des Wagens getötet worden. Laut russischen Ermittlern war unter dem Fahrzeug auf der Fahrerseite ein Sprengsatz befestigt. Die Frau sei noch vor Ort in dem brennenden Fahrzeug gestorben.
Wer wurde getötet? Bei der Toten handelt es sich um die 29-jährige Politikjournalistin Darja Dugina, die Tochter des russischen Ultranationalisten Alexander Dugin. Ihre Identität wurde vom nationalen Ermittlungskomitee am Sonntagvormittag bestätigt.
Dugina war wie ihr Vater eine prominente Verfechterin des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Errichtung eines grossrussischen Imperiums. Beide stehen auf Sanktionslisten der USA.
Wer steckt hinter dem Attentat? Die oberste Ermittlungsbehörde Russlands zog die Untersuchung an sich und sprach von Hinweisen auf einen Auftragsmord. Die Fahnder veröffentlichten auch ein Video von der Spurensuche. Moskaus Inlandsgeheimdienst FSB gibt der Ukraine die Schuld an dem Auftragsmord. Kiew weist das klar zurück.
Andere vermuten, dass der Anschlag das Werk russischer Sicherheitsbehörden sein könnte. Wieder andere verweisen auf eine Erklärung des Exil-Russen Ilja Ponomarjow, wonach eine bislang unbekannte russische Partisanenbewegung – bestehend aus Gegnern von Präsident Wladimir Putin – hinter dem Mord steckt - die«Nationale Republikanische Armee». Es gibt aber Zweifel, ob diese überhaupt existiert. Laut Ponomarjow sollen die russischen Partisanen in den vergangenen Monaten bereits mehrere Aktionen verübt haben, etwa kleinere Brandanschläge auf Verwaltungsgebäude.
Unabhängig bestätigen lässt sich das Bekenntnis zum Anschlag auf Dugin durch die «Nationale Republikanischen Armee» nicht.
Exil-Politiker Ilja Ponomarjew war 2014 der einzige Abgeordnete im russischen Parlament (Duma), der gegen die Annexion der Krim gestimmt hat. Seit 2016 lebt er in der Ukraine und publiziert von Kiew aus auf seinem Youtube-Kanal zum Krieg Russlands.
Was wird spekuliert? Ermittler gehen von einer geplanten Auftragstat aus. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf einen Bekannten Duginas, dass das Fahrzeug ihrem Vater gehört habe und er vermutlich das Ziel des Anschlags gewesen sei. Vater und Tochter hätten ein patriotisches Festival besucht und Alexander Dugin habe erst im letzten Moment entschieden, in ein anderes Auto zu steigen, berichtete die Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta».
In den sozialen Medien kursieren Videoaufnahmen kurz nach der Explosion. Bei der abgebildeten Person, die sich an den Kopf fasst, soll es sich um Alexander Dugin handeln.
Wie sind die Reaktionen? Der Tod von Dugina hat Entsetzen in Russland ausgelöst – vor allem bei den Kriegspropagandisten um Präsident Wladimir Putin. Dugina sei eine «echte Patriotin» gewesen, trauerte der prominente Aussenpolitiker und russische Verhandler im Konflikt mit der Ukraine, Leonid Sluzki, im Nachrichtenkanal Telegram.
Russlands Präsident Wladimir Putin selbst kondolierte der Familie. Er lobte Dugina als «glänzenden, talentierten Menschen mit einem echten russischen Herz, gut, liebevoll, hilfsbereit und offen». Der Vater der Getöteten, Alexander Dugin, rief unterdessen die Russen auf, im Sinne seiner rechtsnationalistischen und imperialistischen Ideologie zu kämpfen und zu siegen.