Auf den ersten Blick sieht der weiss-graue AirCar aus wie ein schnittiger, aber etwas zu lang geratener Sportwagen mit einem etwas zu grossen Heckspoiler.
Doch dann drückt Stefan Klein auf einen Knopf, und vier kleine Motoren sowie achtzig Sensoren klappen das Dach des Sportwagens auf wie eine Auster. Zwei Flügel entfalten sich und werden seitlich abgesenkt.
Würde der AirCar nicht in seiner Garage auf dem verschlafenen Flugplatz der slowakischen Stadt Nitra stehen, Klein müsste nur noch den grossen Propeller hinter der Fahrerkabine anwerfen und könnte abheben.
Die schwierige Verwandlung
Die Verwandlung vom Auto zum Flugzeug und wieder zurück sei das Schwierigste gewesen bei der Entwicklung des fliegenden Autos, sagt der Ingenieur und Designer: «Wir wollten das Auto innerhalb von weniger als drei Minuten in ein Flugzeug verwandeln können.»
Schon seit mehr als 30 Jahren, seit seinem Ingenieurstudium, tüftelt der heute 62-Jährige am fliegenden Auto herum. «Als ich den ersten Prototyp entwickelte, dachte ich: ‹Das wird sehr einfach. Ich nehme etwas vom Auto, etwas vom Flugzeug und montiere das zusammen.› Aber das war der falsche Weg.»
Einmal war das Auto zu schwer zum Fliegen. Dann waren die Flügel zu ausladend, um damit auf der Strasse zu fahren. Und schliesslich ist Klein mit einem Prototyp sogar abgestürzt und konnte sich nur mit dem Fallschirm retten.
Diese technischen Probleme haben Klein und seine sieben Entwickler inzwischen gelöst. Letztes Jahr haben die slowakischen Behörden den AirCar offiziell für flugtauglich erklärt.
Weiter als Boeing und Airbus
Das ist ein Durchbruch. Die slowakischen Tüftler haben damit ihre mächtige Konkurrenz abgehängt. Auch grosse Flugzeugbauer wie Boeing oder Airbus versuchen nämlich, fliegende Autos zu entwickeln. Sie sind aber noch nicht so weit wie Klein und das kleine Team hier in der Garage auf dem Flugplatz von Nitra.
200 Meter Piste für den Start und 50 Meter für die Landung reichen.
Aber ist ein fliegendes Auto überhaupt noch sinnvoll in einer Zeit, in der es vor allem darum geht, den Verkehr umweltschonender zu machen? Erfinder Klein sagt, sein fliegendes Auto verbrauche pro zurückgelegten Kilometer nicht mehr Benzin als ein gewöhnliches. Und: «Fliegende Autos brauchen weniger Strassen. 200 Meter Piste für den Start und 50 Meter für die Landung reichen.»
Das sei ein grosser Vorteil vor allem in Ländern, die ein wenig ausgebautes Strassennetz hätten, etwa in Brasilien oder Russland. Dort sei sein Konzept, in der Stadt die Strasse zu benützen, die grossen Strecken aber zu fliegen, besonders nützlich.
Kostenpunkt: 500'000 bis eine Million Franken
Und schliesslich, sagt Klein, werde der AirCar zunächst sowieso wenigen vorbehalten sein. Dafür sorgt allein schon der Preis: Das fliegende Auto soll zwischen einer halben und einer Million Franken kosten.
Doch bis man es kaufen kann, werden noch ein paar Jahre vergehen. Bevor er in den Handel kommt, soll der AirCar mehr als nur einen Sitz, einen stärkeren Motor und richtige Türen bekommen. Wer so viel Geld ausgibt, will nicht nur fliegen, sondern auch komfortabel fahren.