Seit einer guten Woche wüten im Norden Kaliforniens Waldbrände. Bis jetzt sind fast 80 Menschen umgekommen, rund 1300 werden vermisst. In der Nähe der Waldbrände liegt die Stadt San Francisco mit knapp 900'000 Einwohnern. Auch sie haben mit den Folgen der Feuer zu kämpfen. Die Luftqualität ist extrem schlecht und gesundheitsgefährdend. Wie sich das anfühlt, erzählt ein Schweizer Auswanderer.
SRF News: Wie ist die Situation in San Francisco?
Nicola Ruffo: Das Stadtbild hat sich dramatisch verändert. Ein dichter, rauchiger Nebel liegt über San Francisco. Es riecht nach Feuer. Weit sieht man nicht, die Sicht ist stark getrübt. Mehr als die Hälfte aller Menschen tragen diese weissen Atemmasken. Es ist surreal. Die Bilder erinnern an apokalyptische Szenen, wie man sie aus Filmen kennt.
Die Gefahrenkarte zur Luftqualität zeigt San Francisco im violetten Bereich, «sehr ungesund» steht da – die zweitschlimmste Stufe. Wie merkt man das?
Ich habe gehört, es sei, als würde ein Nichtraucher elf Zigaretten pro Tag rauchen und so fühlt es sich auch an. Es fällt schwer zu atmen. Das bergaufwärts Gehen ist viel anstrengender als zuvor, und es hat sehr viele Hügel in San Francisco. Die Behörden raten davon ab, ohne triftigen Grund nach draussen zu gehen, und empfehlen, die Fenster zu schliessen.
Sport machen ist ausgeschlossen. Leute mit Asthma und anfällige Kinder sollten das Haus gar nicht mehr verlassen. Ich selber war übers Wochenende bei Freunden ausserhalb San Franciscos, um frische Luft atmen zu können.
Wie erleben Sie die Menschen?
Auffallend ist die grosse Solidarisierung mit den Opfern. Die Leute organisieren spontane Hilfsaktionen über Social Media. Es gibt Aufrufe, an was es den Feuerwehrleuten fehlt, wo Hilfe nötig ist und wohin man seine Materialspenden bringen kann. Zudem wird Geld gesammelt für all die Menschen, die ihr Haus verloren haben. Das habe ich in den Schweizer Städten in diesem Ausmass nie erlebt – eher in den Bergen.
US-Präsident Donald Trump sieht die Schuld für die verheerenden Waldbrände bei den Forstbehörden. Geben ihm die Bewohner von San Francisco recht?
Viele sagen, dass momentan nicht die Zeit sei, um nach Schuldigen zu suchen. Sie wollen zuerst den Leuten helfen, die alles verloren haben. Die von einem Tag auf den anderen ohne Haus dastanden und vielleicht sogar um Angehörige trauern. Die Suche nach den Schuldigen kommt später.
Das Gespräch führte Lars Gotsch.