- Mindestens neun Personen sind bei einem Grossbrand in der spanischen Küstenmetropole Valencia ums Leben gekommen. Weitere wurden verletzt.
- Am Freitagnachmittag begannen die Einsatzkräfte mit der Suche nach Vermissten im Gebäude.
- Das Hochhaus mit 143 Wohnungen ist weitgehend zerstört worden.
Nach dem Feuerinferno in einem Hochhaus mit Wohnungen in der spanischen Stadt Valencia steht Spanien wegen der neun Todesopfer in Schock. Zuvor war sogar von zehn Toten berichtet worden, aber die Polizei korrigierte ihre Angaben am Freitagabend.
Da Feuerwehrleute und Statiker erst prüfen mussten, ob die Anlage infolge der grossen Hitze während des Brandes einsturzgefährdet sein könnte, konnten die Einsatzkräfte erst am Freitagnachmittag die Suche nach möglichen weiteren Opfern im Inneren des Gebäudes beginnen, erklärte die Bürgermeisterin María José Catalá. Eine Person wird weiterhin vermisst.
Feldlazarett wurde eingerichtet
Am Freitagnachmittag wurde laut den Behörden auch ein Ermittlungsverfahren zur Ursache des verheerenden Brandes eingeleitet, der ein Gebäude mit 143 Wohnungen zerstörte.
Die Zahl der Verletzten wurde mit 15 angegeben, darunter sieben Feuerwehrleute. Sie seien wegen Rauchvergiftung oder Verbrennungen in ein Spital gebracht worden, berichtete die Zeitung «La Vanguardia».
Die Behörden haben vorsorglich ein Feldlazarett in der Nähe errichtet. Zudem sei Hilfe von Soldaten der militärischen Nothilfeeinheit UME zum Kampf gegen die Flammen angefordert worden, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE. Die UME wird sonst bei grossen Waldbränden eingesetzt. Nach Angaben des Rettungsdienstes waren 16 Löschzüge der Feuerwehr im Einsatz.
Fassade als Brandbeschleuniger
Das Gebäude stand in kürzester Zeit komplett in Flammen und glich zeitweise einer riesigen Fackel. Das Feuer sei in einer Wohnung in einem der unteren Stockwerke ausgebrochen und habe sich über die Fassade aus brennbaren Materialien und auch wegen starker Winde rasant ausgebreitet, erklärten Experten in spanischen Medien.
Ein Experte sagte im Fernsehen, die Fassade habe aus Aluminiumpaneelen bestanden, unter denen eine Schicht aus Dämmstoff angebracht war. Brennende Fassadenteile lösten sich vom Gebäude und stürzten in die Tiefe, wo sie auch am Boden weiter brannten.
Die explosionsartige Ausbreitung des Feuers könne man nur mit brennbaren Teilen der Fassadenverkleidung erklären, so der Ingenieur David Higuera. Auch die riesige schwarze Rauchwolke über dem Gebäude lasse sich kaum anders erklären. Starker Wind habe den Brand zusätzlich angefacht.
Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender À Punt. Higuera bezeichnete den Dämmstoff als «festes Benzin».
«Tragödie für Valencia»
Bis zum frühen Morgen konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden. Mit dem ersten Tageslicht wurde dann das ganze Ausmass der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieb nur ein schwarzes Gerippe aus Stahlbeton zurück. «So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt», sagte die Bürgermeisterin und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.