Sieben teils hochrangige Fifa-Funktionäre sind in Zürich wegen Bestechungsverdachts festgenommen worden. Gleichzeitig stellte die Bundesanwaltschaft am Fifa-Hauptsitz in Zürich mehrere Dokumente sicher. Grund für die zweite Aktion waren «Unregelmässigkeiten» bei der WM-Vergabe an Russland und Katar.
Um die Verhaftung der Funktionäre hatten die USA im Rahmen eines Rechtshilfeabkommens ersucht, wie das Bundesamt für Justiz (BJ) mitteilte. Zudem liess das BJ verschiedene Bankkonten in der Schweiz sperren, über die Bestechungsgelder geflossen sein sollen.
Zwei Vizes unter den Verhafteten
Unter den Verhafteten befinden sich mit Eugenio Figueredo und Jeffrey Webb auch zwei der acht Fifa-Vizepräsidenten. Von der Justiz unbehelligt bleibt der langjährige Fifa-Präsident Sepp Blatter. Mittlerweile hat die Ethik-Kommission des Verbandes elf Mitglieder – darunter auch die heute Verhafteten – vorläufig für sämtliche Fussball-Aktivitäten gesperrt.
Die sieben festgenommenen Funktionäre wurden bereits durch die Kantonspolizei Zürich angehört. Lediglich einer von ihnen signalisierte Bereitschaft für eine vereinfachte Auslieferung in die USA.
Das BJ wird nun die USA auffordern, innert der vorgesehenen Frist von 40 Tagen ein formelles Auslieferungsersuchen zu stellen. Sobald diese Gesuche eingetroffen seien, werde das Auslieferungsverfahren weitergeführt.
«Fehlverhalten Einzelner»
Am Abend äusserte sich erstmals Sepp Blatter. «Das ist eine schwierige Zeit für den Fussball, die Fans und die Fifa», gestand der Präsident des Weltverbands. «Es sollte aber klar sein, dass wir die Untersuchungen der Schweizer und US-Behörden begrüssen.»
«Solch ein Fehlverhalten einzelner Personen hat im Fussball keinen Platz», so Blatter weiter. Die Fifa werde «innerhalb der Organisation energisch handeln, um Vertrauen zurückzugewinnen und den Fussball von jeglichem Fehlverhalten zu befreien.»
«Sie haben das Fussballgeschäft korrumpiert»
Das US-Justizministerium ermittelt insgesamt gegen 14 Personen wegen organisiertem Verbrechen und Korruption. Sie sollen seit Anfang der 1990er Jahre Schmiergelder von mehr als 150 Millionen Dollar von Vermarktern für die Vergabe von Fussballturnieren erhalten haben.
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«Sie haben das weltweite Fussballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern», sagte US-Justizministerin Loretta Lynch. «Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier.» Lynch kündigte an, die Korruption im Weltfussball rigoros bekämpfen zu wollen.
Neun der Beschuldigten im US-Verfahren sind oder waren Fifa-Funktionäre, fünf weitere Chefs von Sportmarketing-Firmen. Ihnen werden organisiertes Verbrechen, Betrug, Geldwäscherei und Bestechung vorgeworfen. Wie das Department of Justice mitteilte, drohen ihnen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren
Schweizer Bundesanwaltschaft führt eigene Ermittlungen
Unabhängig davon ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie des Verdachts der Geldwäscherei. Dabei geht es um die Vergaben der Fussball-WM 2018 in Russland und 2022 in Katar, wie sie bekanntgab.
Das Strafverfahren in der Schweiz geht auf eine Anzeige der Fifa vom vergangenen November zurück. Wegen Verdunkelungsgefahr wurden die Verhaftungen in Zürich und die Beschlagnahmungen von Dokumenten am Fifa-Hauptsitz gleichzeitig durchgeführt. Im Anschluss an die Sicherstellung der Akten sollen zehn Personen einvernommen werden, die an der Wahl zur WM-Vergabe von 2018 und 2022 beteiligt gewesen seien.
Uefa fordert Verschiebung der Präsidentenwahl
Die Fifa bezeichnet sich selbst als Geschädigte und Initiatorin der Aktion der Bundesanwaltschaft. Man habe alles Interesse an einer Aufklärung der Vorwürfe, sagte Fifa-Mediensprecher Walter de Gregorio an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz. Der Kongress und die Wahl des neuen Fifa-Präsidenten fänden wie vorgesehen in den kommenden Tagen statt.
Die Chancen auf eine Wiederwahl Blatters stehen gut. Die Europäische Fussball-Union Uefa fordert jedoch die Verschiebung der für Freitag geplanten Präsidentenwahl beim Fifa-Kongress.