Rund hundert Zuschauer sind an diesem Abend auf einen Markt am Rande von Bangkok gekommen, um die Kämpfe des Fight Club Thailand (FCTH) zu sehen. Jeder dauert drei Minuten. Erlaubt ist alles, ausser auf sensible Stellen, wie den Adamsapfel, die Augen oder die Wirbelsäule zu schlagen.
Polizisten, Schuhmacher, Maurer, Studenten stehen sich im Ring gegenüber. Sie werden in Gewichtsklassen nach Small, Medium, Large and X-Large eingeteilt. Was alle gemeinsam haben: Es sind alles Amateure.
Die FCTH-Kämpfe folgen Schlag auf Schlag, mehr als zwanzig an diesem Abend. Ein sehniger, junger Mann steht hinter den Zuschauern und fingert nervös an seinem Zahnschutz herum. Er heisst Em, ist 22 Jahre alt und macht mit, um sich selbst zu bezwingen, wie er sagt.
Wenn du ängstlich in den Ring steigst, dann ist das nicht gut. Du musst dich also zuerst selbst bezwingen, bevor du deinen Gegner bezwingen kannst. Aber diesmal fürchte ich mich. Mein Gegner ist fitter und stärker als ich.
Ems Gegner ist der muskulöse 25-jährige Student Pae. Er habe nur zwei Stunden geschlafen letzte Nacht, so aufgeregt sei er, sagt Pae, der sich Kampftechniken per Youtube Videos selbst beigebracht hat. Egal, ob man gut kämpfe oder nicht, hier werde man akzeptiert.
Leute die gemobbt werden, die wütend sind, die ungerecht behandelt wurden, oder die einfach angeben wollen: hier können sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. In einem Land wie Thailand, wo wir alle unsere Gefühle unterdrücken, ist das extrem wichtig.
Den jungen Männern einen Rahmen geben, in dem sie ihren Gefühlen freien Lauf geben können, das war die Idee von Gründer Sopon Natnukul, als er vor einem Jahr begann die Strassenkämpfe zu organisieren. Am Anfang seien sie nur ein paar Freunde gewesen, die unter Brücken gekämpft hätten. Dann begannen sie, die Kämpfe zu filmen und ins Netz zu stellen. So seien immer mehr gekommen, die mitmachen wollten.
Der freischaffende Fotograf sagt von sich: «Ich bin ein heissblütiger Mensch, aber ich hasse Gewalt.» Leider würden in Thailand Probleme aber oft mit Gewalt gelöst.
Ich will all diesen heissblütigen Männern sagen: Kommt her, kämpft hier, wo ihr keinen Schaden anrichtet, aber eure Emotionen los werdet und lernt, euch zu kontrollieren.
Jugendgewalt, Banden-Kriminalität und hohe Drogenabhängigkeit sind unter Jugendlichen in Thailand weit verbreitet. Weder die Polizei noch Politiker oder Eltern haben bislang eine Lösung für das Problem gefunden. Sopon hofft, dass seine Amateur-Kämpfe die Gewalt von der Strasse in den Ring bringen. Zumindest die Zehntausenden von Facebook-Fans und Hunderten von Kämpfen sind ein erster Erfolg.
Die Runde zwischen dem Breakdancer Em und dem Muskelpaket Pae endet mit einer Überraschung. Obwohl es offiziell keine Gewinner oder Verlierer gibt, ist klar, dass der zierliche Em mit seiner schnellen Beinarbeit und den flinken Schlägen seinem Gegner überlegen war.