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Flammeninferno in Los Angeles Fisch, Funken oder fehlende Feuerwehrleute: Kritik an Behörden

Naturkatastrophen haben es in sich, dass sie die Infrastruktur und Menschen überwältigen. Sonst wären sie keine Katastrophen. Extreme Brände wie diese in Los Angeles breiteten sich so rasch aus, weil es in der Region seit dem Frühling weniger als einen Zentimeter Regen gab – und dann ungewöhnlich starke Santa-Ana-Winde wie ein Föhn in eine Zauberkerze bliesen und die Funken über Los Angeles verteilten. Noch ist die Gefahr nicht gebannt.

Genügend Feuerwehrleute?

Doch wollen sich viele in den USA und auch in Kalifornien so einfach nicht abspeisen lassen. Wie konnte diese Brandkatastrophe nur passieren, fragen sich viele. Immer wieder hört man in Los Angeles Kritik, die Behörden seien ungenügend vorbereitet gewesen. Und wer ist der Schuldige? Es ist sicher nicht ein vom Aussterben bedrohter Fisch, wie Donald Trump behauptete. Doch wird diese Brandkatastrophe eine Aufarbeitung zur Folge haben müssen. Die Stadtpräsidentin von Los Angeles hat bereits versprochen, die Einsätze rund um die Brände nachträglich zu analysieren.

Warum versiegte bei einigen Hydranten das Wasser? Wurden Warnungen vor den engen Evakuierungswegen ignoriert? Hat ein Funke von einer Stromleitung ein Feuer gestartet? Hätte mehr trockenes Gebüsch entfernt werden müssen? Ebenso stellen viele die Frage, ob Kalifornien genügend Feuerwehrleute habe und sie entsprechend unterstütze. Und diese wichtige Aufgabe nicht einfach als saisonalen Job während der Feuersaison behandelt. Schliesslich hat die Stadtpräsidentin das Budget kürzlich für die Feuerbehörde gekürzt. Und tatsächlich räumte am Donnerstag eine Vertreterin der Stadt ein, dass eine gewichtige Zahl an Feuerwehrleuten fehle.

Versprechen nicht erfüllt

Verheerende Feuer in Maui, Paradise und nun Los Angeles - da müssen sich die Behörden fragen lassen, ob sie grundsätzlich die Prävention vernachlässigten. Eine Recherche vor einigen Jahren etwa kam zum Schluss, dass die kalifornischen Behörden ihre Versprechungen für eine verstärkte Prävention von Waldbränden nicht erfüllten. Hier geht es wiederum um Brände mitten in Wohngebieten. Aber in einer Zeit, wo Trockenperioden sich noch verstärken und die Regenzeit auf sich warten lässt, braucht Kalifornien wohl die beste Prävention, die es sich leisten kann.

Viviane Manz

USA-Korrespondentin

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Die promovierte Juristin arbeitet seit 2005 bei SRF. Seit Frühjahr 2021 ist Viviane Manz USA-Korrespondentin von SRF in New York.

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Trump und der Fisch

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Für Donald Trump ist der Schuldige für die Brände in Los Angeles schnell gefunden. Er beschuldigte Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom, Südkalifornien das Wasser zu entziehen. weil er «einen im Grunde wertlosen Fisch namens Stint schützt».

«Gouverneur Gavin Newsom weigerte sich, die ihm vorgelegte Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung zu unterzeichnen, die es ermöglicht hätte, dass täglich Millionen Liter Wasser aus überschüssigem Regen und der Schneeschmelze aus dem Norden in viele Teile Kaliforniens fliessen, darunter auch in die Gebiete, die derzeit in geradezu apokalyptischer Weise brennen», schrieb Trump auf Truth Social.

Gavin Newsom reagiert

Newsoms Kommunikationsdirektor stellte daraufhin klar: «Es gibt kein solches Dokument wie die Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung – das ist reine Fiktion.» Der Gouverneur konzentriere sich darauf, die Menschen zu schützen, «nicht Politik zu spielen».

Tagesschau, 09.01.2025, 19:30 Uhr

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