In Los Angeles wüten derzeit mehrere grosse Feuer. Mittendrin ist Marlène von Arx. Die Schweizerin lebt seit 30 Jahren in der Stadt. Man sei sich dort an Umweltkatastrophen gewöhnt, aber die aktuelle Feuersbrunst habe eine neue Dimension erreicht, sagt sie.
SRF News: Wenn Sie jetzt aus dem Fenster schauen, wie sieht es bei Ihnen aus?
Marlène von Arx: Der Himmel ist durch das Feuer und den vielen Rauch gefärbt. Man sieht viele verschiedene Grautöne, manchmal auch rötlich-orange. Durch den Wind liegen überall Palmwedel auf der Strasse. Es ist ruhig, kein Auto ist zu hören. Vermutlich bleiben die Menschen richtigerweise alle zu Hause und machen Homeoffice.
Wann fingen die Brände an?
Dass es windig werden würde, wusste man bereits seit letzter Woche. Die Behörden haben da bereits vor einer lebensbedrohlichen Situation gewarnt. Die Santa-Ana-Winde sind in der Region bekannt und sorgen zu dieser Jahreszeit eigentlich für mildes Wetter.
Es ist das erste Mal seit ich hier wohne, dass auch ich meinen Rucksack gepackt habe für alle Fälle.
Freunde von mir, die näher dran sind, erzählten mir von Hurrikan-ähnlichen Szenen. Die Winde trafen zudem auf sehr trockene Büsche, denn hier hat es schon lange nicht mehr geregnet. Ich war am Dienstag unterwegs von Beverly Hills an den Flughafen und sah dort in der Entfernung erstmals den Rauch.
Wie reagieren die Menschen auf diese Extremsituation?
Natürlich gibt es alles: Manche bleiben zu lange, andere bekamen Panik und verliessen ihre Häuser sehr früh. Es gibt auch schon Berichte über Plünderungen in all den verlassenen Häusern. Angefangen hat ja alles in Pacific Palisades, einer sehr wohlhabenden Gegend. Da sie quasi von Bergen eingeschlossen ist und der weltberühmte Pacific Coast Highway gesperrt wurde, kam es zu Staus und die Menschen liessen ihre Autos zurück und flohen zu Fuss.
Und Sie selbst?
Es ist das erste Mal seit ich hier wohne, dass ich meinen Rucksack gepackt habe für alle Fälle. Ich wohne in Hollywood und unser Gebiet ist noch nicht zur Evakuationszone erklärt worden. Aber ich muss mir schon überlegen, was ich als Nächstes mache. Ich habe auch schon Angebote von Freunden an der Ostküste bekommen, zu ihnen zu kommen. Die Luft hier wird noch eine Weile schlecht sein.
So schlimm wie jetzt war es also noch nie?
Jetzt sind es einfach vier Feuer auf einmal und alle sind in der Nähe. Bei den früheren Waldbränden in der Region hat es vielleicht ein bisschen gewindet, aber nicht so stark wie jetzt. Ich dachte dann jeweils: «Da ist noch so viel Beton zwischen uns.» Jetzt haben die Behörden aber ganz Los Angeles County zur Gefahrenzone erklärt. Und so wenig Regen wie diesen Winter hatten wir angeblich seit 1964 nicht mehr.
Die Brände werden langfristige Folgen haben. Es ist schon so viel zerstört worden.
Die Leute hier sind sich extremes Wetter ein Stück weit aber gewöhnt und nehmen es zum Teil auch mit Humor. Als ich meinen Nachbarn fragte: «Was machst du jetzt?», antwortete dieser: «Frühstück». Es gibt auch diesen Spruch: Los Angeles kennt keine Jahreszeiten, nur Feuer, Erdbeben und Überschwemmungen.
Wie nehmen Sie die Behördenkommunikation wahr?
Zurzeit wird man angehalten, nicht rauszugehen. Über Apps wird man schnell informiert, falls man gehen soll. Das würde ich auch machen, sobald das Zeichen käme. Aber ich bin auch ein wenig fatalistisch. Mein Gebäude stammt aus den 1940er-Jahren. Das hat schon so viel erlebt, sage ich mir.
Eines ist sicher: Die Brände werden langfristige Folgen haben. Es ist schon so viel zerstört worden. Für heute wurden bereits mehrere Veranstaltungen abgesagt. Vor kurzem war ich noch bei den Golden Globes – jetzt hat mich die Realität in Los Angeles wieder.
Das Gespräch führte Patrick McEvily.