- Gewalt und kriegerische Konflikte in der Sahelzone in Nordafrika haben zur Folge, dass immer mehr Menschen Richtung Mittelmeer und nach Europa flüchten.
- Davor warnt das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und fordert 100 Millionen Dollar, um Migranten in Afrika auf ihrem Fluchtweg zum Mittelmeer besser zu schützen.
- Laut dem UNHCR sind wegen Gewalt in der Sahelzone rund 2.9 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Jahr 2020 sind 1064 Menschen auf der zentralen und westlichen Mittelmeer-Fluchtroute ums Leben gekommen.
Weil es aktuell keine Aussicht auf Frieden und Stabilität in der Sahelzone im Norden Afrikas (südlich der Wüste Sahara) gebe, sei es sehr wahrscheinlich, dass es zu weiteren Bevölkerungsbewegungen kommen werde. Damit würden weiterhin tausende Menschen die gefährliche Überfahrt übers Mittelmeer nach Europa versuchen, befürchtet das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in einem neuen Bericht.
UNHCR-Bericht zur Migration in Nordafrika
2.9 Millionen Menschen hätten schon fliehen müssen und weitere Vertreibungen seien höchst wahrscheinlich. Auch in den Zufluchtsländern in Nordafrika sei die Lage desolat, auch als Folge der Coronakrise. «Deshalb versuchen viele Menschen weiter, die riskante Seereise nach Europa anzutreten», sagte der UNHCR-Sonderbeauftragte für die Situation im zentralen Mittelmeer, Vincent Cochetel.
Hauptursache der steigenden Flüchtlingszahlen sind laut UNHCR Konflikte und die Vertreibung in der Sahelzone, mehr Migranten, die auf dem Seeweg die Kanarischen Inseln erreichen sowie neue Bevölkerungsbewegungen in Ostafrika und am Horn von Afrika. Denn vor dem Versuch einer Fahrt über das Mittelmeer würden die Menschen zuerst in andere Länder des afrikanischen Kontinents fliehen.
100 Millionen Dollar Unterstützungshilfe
Um den Schutz von Flüchtlingen auf den Fluchtrouten in afrikanischen Ländern zu verstärken, bittet das UNHCR um die Unterstützung mit 100 Millionen Dollar. Den Menschen müsse geholfen werden, bevor sie die Mittelmeerküsten erreichten, weil ihnen sonst meist Entführung, Erpressung, Vergewaltigung oder Sklavenarbeit drohe.
«Wenn die Menschen in Libyen oder in der Westsahara ankommen, ist es für uns fast zu spät, einzugreifen. Wir müssen auf dem ganzen Weg investieren, und nicht nur in den Mittelmeerküstenstaaten», sagt der UNHCR-Sonderbeauftragte Cochetel.
Um die Nutzung gefährlicher Land- und Seewege einzuschränken, seien die Staaten auch aufgefordert, sichere und legale Zugangswege für Flüchtlinge zu fördern, auch durch Familienzusammenführung.
«Wir müssen die Asylkapazitäten in mehreren Ländern ausbauen, auch in Nordafrika, wo der rechtliche Rahmen für Flüchtlinge noch nicht existiert», betonte Cochetel.
Auch wegen der 1064 Todesfälle im Mittelmeerraum sei oberste Priorität, sichere und praktikable Alternativen zu diesen gefährlichen Reisen anzubieten, betont das UNHCR.
Covid-19 verschlimmert die Situation
Ausserdem bestärke die Covid-19-Pandemie die Menschen darin, ihre Heimat zu verlassen und eine Überfahrt über das Mittelmeer zu wagen. Rund 70’650 Menschen sind laut dem UNHCR im Jahr 2020 aus den Mittelmeer-Anrainerstaaten Libyen (+58 Prozent), Tunesien (+310 Prozent) und Algerien (+209 Prozent) ausgereist.