SRF News: Wie viel Platz nimmt die Flüchtlingskrise in den Medien der afrikanischen Ländern ein?
Patrik Wülser: Im Vergleich zu den europäischen Medien ist die Berichterstattung hier in Ostafrika relativ bescheiden. Die grösste kenianische Tageszeitung berichtete am Montag nach 30 Seiten Banalitäten mit einer Agenturmeldung über dieses Drama. Ein bisschen grösser ist die Berichterstattung in Eritrea. Aber dort unterschlägt man dafür, dass die meisten Opfer Eritreer sind.
Sind denn die Menschen auf den Strassen auch dermassen desinteressiert?
Nein. Afrikanerinnen und Afrikaner sind gut informierte Menschen. Sie lesen Nachrichten auf ihren Mobiltelefonen. Sie sind betroffen, sie sind auch wütend und sie glauben zu wissen, wo die Wurzel des Übels liegt. Sie sehen die Ursache des Dramas in oftmals schlechter Regierungsführung hier in Afrika.
Sie sagen, das Übel an der Wurzel packen. Was genau meinen Sie damit?
Auf einem Kontinenten mit über 50 Ländern und einer Milliarde Menschen gibt es keinen einfachen Antworten. Es gibt naturgegebene Übel wie Krankheiten oder Dürren, Fluten – aber vieles ist eben auch menschengemacht. Es gibt neben guten Beispielen immer noch zu viele Staatspräsidenten die sich nicht dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlen sondern der eigenen Gier nach Macht und Geld. In Eritrea haben Sie eine Diktator der sich bis jetzt foutiert, dass ein grosser Teil seiner Bevölkerung davon läuft, über das Meer, die Wüste. Dann gibt es Beispiele wie Nigeria, die grösste Volkswirtschaft Afrikas, wo einige Tausend in Saus und Braus leben während Millionen unterernährt sind. Solange es solche Zustände gibt, wird es eben Migranten geben, die ihr Leben riskieren.