- Vier junge Flüchtlinge sind in Griechenland zu zehn Jahren Haft verurteilt worden – wegen eines Feuers, das das Flüchtlingslager Moria letztes Jahr fast vollständig zerstört hat.
- Die Männer sollen das Feuer in dem Lager gelegt haben, um damit zu erzwingen, dass sie aufs griechische Festland umgesiedelt werden.
- Gegen ihre Verurteilung legten sie umgehend Berufung ein, was aber keine aufschiebende Wirkung hat.
- Der umstrittene Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Verteidiger der Angeklagten kritisierten, dass diese keinen fairen Prozess erhalten hätten. Drei der Männer seien zum Zeitpunkt des Brandes minderjährig gewesen, das Gericht habe dies trotz entsprechender Dokumente jedoch nicht anerkannt.
Die Anklage habe sich vor allem auf die Aussage eines anderen Afghanen gestützt, der insgesamt sechs Männer der Brandstiftung beschuldigt hatte. Weitere Zeugen vor Gericht waren Polizeibeamte und Feuerwehrleute, die im September 2020 zum Einsatzort gerufen worden waren, sowie Flüchtlingshelfer der EU und von Hilfsorganisationen, die im Lager arbeiteten.
12'000 Menschen über Nacht obdachlos
Bei dem Brand war im September 2020 das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fast vollständig zerstört worden, rund 12'000 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Die Polizei ermittelte sechs Jugendliche und Männer aus Afghanistan als Tatverdächtige – sie sollen das Feuer gelegt haben, um ihre Umsiedlung aufs griechische Festland zu erzwingen. Zwei von ihnen wurden im März nach Jugendstrafrecht bereits zu fünf Jahren Haft verurteilt. Auch sie sind in Berufung gegangen.
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Bild 1 von 13. Das griechische Flüchtlingscamp auf Lesbos ist beim Brand in der Nacht auf Mittwoch fast komplett zerstört worden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 13. Eine Luftaufnahme zeigt einen Teil der zerstörten Unterkünfte nach dem Brand. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 13. Das Feuer war kurz nach Mitternacht ausgebrochen, die Regierung spricht von Brandstiftung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Von Winden mit einer Stärke von bis zu 70 km/h wurden die Brände immer wieder angefacht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Die griechischen Behörden begannen bereits in der Nacht mit der Evakuierung des Flüchtlingslagers. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Beim Eintreffen der Feuerwehr wurden die Einsatzkräfte mit Steinen beworfen. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Dienst. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Bereits bevor das Feuer ausbrach, gab es im Flüchtlingslager Unruhen, weil das Lager nach einem Corona-Fall seit einer Woche unter Quarantäne gestellt ist. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. Am Mittwochabend brachen erneut einzelne Brände aus. Das zweite Feuer habe fast alles des bisher verschonten Teils des Lagers zerstört, wie das griechische Migrationsministerium am Donnerstagmorgen berichtete. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. Einige wenige verbleibende Flüchtlinge suchen am Mittwochmorgen in den Trümmern nach ihrem Hab und Gut. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 13. Besonders tragisch ist die Lage im Flüchtlingslager Moria derzeit für unbegleitete Kinder. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 13. Rund 400 unbegleitete Minderjährige aus dem Lager wurden am Mittwochabend in drei separaten Flügen von Lesbos nach Nordgriechenland geflogen. Die Flüge wurden von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) organisiert. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 13. Viele der mehr als 12'000 Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, zuletzt lebten dort rund 12'600 Menschen – bei einer Kapazität von 2800 Plätzen. Bildquelle: Keystone.
Weniger Flüchtlinge auf den Inseln
Die Zahl der Flüchtlinge, die auf den griechischen Inseln in der Ost-Ägäis leben, geht aktuell immer weiter zurück. In und um die Registrierlager auf Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros befinden sich nach Regierungsangaben nur noch rund 9600 Menschen – davon auf Lesbos derzeit rund 6500. Im April 2020 lag die Zahl insgesamt noch bei gut 40'000 Flüchtlingen und Migranten.
Grund für den Rückgang sind Massnahmen der griechischen Regierung, vor allem Ältere, Kranke und Familien von den Inseln aufs Festland zu holen, sowie weniger Neuankünfte aus der Türkei.